Umfrage „NRW-Check“ Die größten Probleme in NRW – Bürger sorgen sich am meisten vor Inflation

Analyse | Düsseldorf · Die Folgen des Ukraine-Kriegs spüren auch die Bürger in NRW. 81 Prozent der Befragten finden, dass die Landesregierung nicht genug gegen steigende Energiepreise tut. Mehr als die Hälfte erwartet persönliche Einbußen. Die Pandemie hat für die meisten derweil den Schrecken verloren. Alle Ergebnisse im Überblick.

NRW-Check-Umfrage​: Schwarz-Grün, Inflation, Wahlrecht ab 16​
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Foto: Martin Ferl

Die Folgen des russischen Kriegs gegen die Ukraine sind voll bei den Bürgern in Nordrhein-Westfalen angekommen. 40 Prozent nennen die Inflation als eines der größten Probleme in Nordrhein-Westfalen, 30 Prozent die Gefährdung der Energieversorgung, wie aus einer Umfrage des Forsa-Institutes im Auftrag von NRW-Tageszeitungen hervorgeht. Nur noch wenige Bürger nennen hingegen Corona (neun Prozent) und das Thema Innere Sicherheit (sechs Prozent) als Probleme. Mehrfach-Nennungen waren bei dieser Frage möglich.

Inflation

Die jüngsten Zahlen geben den Bürgern recht: Die Inflationsrate in NRW stieg im September auf 10,1 Prozent, wie das Statistische Landesamt gerade meldete. Das ist der höchste Wert seit den 50er Jahren. Noch im März, also schon nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine, nannten nur 16 Prozent der Befragten die Preissteigerungen als großes Problem. Doch inzwischen spüren die Menschen bei jedem Einkauf und an der Tankstelle den Preisauftrieb. Vor allem haben viele bereits Briefe mit saftigen Preiserhöhungen ihrer Stadtwerke erhalten. Besonders oft nennen Anhänger der CDU und der FDP, dass sie sich wegen der Inflation sorgen.

Die Ängste der Bürger spiegeln sich auch in weiteren Fragen wider: So gehen 70 Prozent der NRW-Bürger davon aus, dass die Preise in Deutschland in den nächsten Monaten steigen. 26 Prozent erwarten gleichbleibende Preise. Beunruhigend: 58 Prozent der Befragten erwarten, dass sie persönlich oder ihr Haushalt durch die hohen Energiepreise in Schwierigkeiten geraten könnten. Bei Haushalten mit weniger als 2000 Euro netto im Monat fürchten das sogar 79 Prozent. Nur 39 Prozent aller Befragten sehen für sich keine finanziellen Sorgen.

Damit ist auch die Politik in Bund und Land gefordert. Und hier zeigen sich die Bürger von der schwarz-grünen Koalition enttäuscht: 81 Prozent haben nicht den Eindruck, dass die Landesregierung genug tut, um die Folgen der steigenden Energiepreise für die Bevölkerung abzufedern. Das ist ein Problem gleichermaßen für Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne). Nur neun Prozent finden, die Landesregierung tue genug.

Auf der anderen Seite fürchten 60 Prozent der Befragten, dass dem Land angesichts der Belastungen durch die finanzielle Beteiligung am Entlastungspaket der Bundesregierung nicht mehr genügend Geld für andere Vorhaben zur Verfügung steht. So sinkt zum 1. Oktober die Mehrwertsteuer auf Gas von 19 auf sieben Prozent. Ein Teil dieser Steuerausfälle muss von NRW und den anderen Ländern getragen werden.

Klimaschutz

Angesichts der Energiekrise gerät der Klimaschutz in den Hintergrund. Trotz schmelzender Gletscher und Überschwemmungen in anderen Teilen der Welt sowie der Rückkehr von Braunkohlekraftwerken ans Netz nennen nur 15 Prozent Klima- und Umweltschutz als größtes Problem in NRW. Selbst bei den Grünen-Anhängern hat sich das Bild verschoben: Zwar sehen 35 Prozent Klima- und Umweltschutz als großes Problem, doch noch mehr (38 Prozent) nennen die Inflation. Für die AfD-Anhänger ist Klimaschutz gar kein Thema, nur vier Prozent nennen diesen als Problem.

Corona-Krise

Die Pandemie hat für die Bürger in NRW ihren Schrecken verloren. Trotz hoher Infektionen und Personalausfälle nannten im September nur noch neun Prozent der Bürger Corona als eines der größten Probleme. Das war im Dezember 2021 noch ganz anders, als die Omikronwelle in Deutschland ankam und das Boostern erst spät begann: Da war Corona für 64 Prozent der Bürger das Thema – wurde also noch stärker als Problem gesehen als heute die Inflation. Im Jahresverlauf sind die Sorgen wegen Corona immer weiter zurückgegangen.

Etwas anders sieht es bei der Schule aus. Nach den schlechten Erfahrungen aus dem vergangenen Winter mit der damaligen Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) haben 51 Prozent der Befragten die Meinung, dass auch die neue Landesregierung keine ausreichenden Vorkehrungen getroffen hat, um bei einer neuen Coronawelle einen normalen Schulbetrieb bei gleichzeitigem Schutz der Schüler zu ermöglichen. Selbst 43 Prozent der Anhänger der CDU, die mit Dorothee Feller die neue Schulministerin stellt, sind besorgt. Gleich viele CDU-Anhänger haben aber auch den Eindruck, dass die Landesregierung ausreichend Vorkehrungen getroffen hat.

Innere Sicherheit

Eine Mehrheit der Bürger (68 Prozent) sagt von ihrem Wohnort, dass man sich dort (sehr) sicher fühlen könne. 29 Prozent meinen hingen, dass sie sich weniger oder gar nicht sicher fühlen. Damit ist das Sicherheitsgefühl gegenüber der vergangenen Erhebung etwas rückläufig: Damals hatten noch 76 Prozent angegeben, sich sicher zu fühlen. In den Metropolen ist das Gefühl der Unsicherheit größer als in kleinen Städten oder auf dem Land.

Dass sie sich nicht oder wenig sicher fühlen, äußern vor allem AfD-Wähler. Bei den SPD-Anhängern fühlen sich nur 16 Prozent nicht oder weniger sicher, bei den Grünen-Anhängern sogar nur zehn Prozent. Mehr Frauen fühlen sich unsicher als Männer. 66 Prozent der Befragten finden, dass die Landesregierung nicht genug tut zur Bekämpfung der Kriminalität tut. 25 Prozent finden dagegen, die Regierung tut genug.

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