Streifenwagen in Deutschland Diese Automarken fährt die Polizei

München · Mehr als 100 Millionen Euro gibt die Polizei jedes Jahr für neue Autos aus. In NRW hat eine Marke Vorrang, die bundesweit weniger oft zum Einsatz braust. Doch nun steht ein Wechsel an.

Streifenwagen der Polizei in NRW.

Streifenwagen der Polizei in NRW.

Foto: Jochen Tack/Fotograf: Jochen Tack

Polizeiautos in Deutschland kommen meist von Volkswagen oder Mercedes-Benz. Die beiden Marken dominieren das Bild laut einer aktuellen Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei den deutschen Landespolizeien sowie der Bundespolizei.

BMW liegt mit mehr als 3800 Fahrzeugen in den auswertbaren Daten auf den dritten Platz. Doch nur in einem einzigen Bundesland haben die Bayern die Nase vorne: NRW meldet zwar keine konkreten Zahlen, doch BMW sei die „mit Abstand“ häufigste Marke, heißt es dort. Doch das Land tauscht den Bestand der nicht-zivilen Streifenwagen aus: Dort soll der Ford S-Max und der Mercedes Vito künftig die 3er und 5er aus München ersetzen.

Eigentlich ist der „S-Max“ von Ford bei der Polizei in NRW beliebt. Das Diesel-Fahrzeug (2,0 Liter Eco Blue, 140 kW/190 PS) habe zwar auch „die eine oder andere Macke“, wie es polizeiintern gelegentlich heißt, aber im Großen und Ganzen ist man mit dem Einsatzfahrzeug sehr zufrieden – anders als mit dem Vorgänger-Modell, dem BMW 318d Touring, der vielen Polizisten zu klein gewesen ist.

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Aber nun sieht der „S-Max“ bereits seinem Ende als Streifenwagen der NRW-Polizei entgegen; der „Newcomer“ wird nach kaum drei Jahren im Einsatz schon zum Auslaufmodell. Grund: Ford stellt die Produktion des „S-Max“ ein. In 2023 müssen deshalb bereits die ersten knapp 400 Polizeiautos ausgetauscht und gegen den „Vito“ von Mercedes ersetzt werden, und dabei wird es nicht bleiben. Denn vor drei Jahren sind 2150 Streifenwagen neu angeschafft worden – davon ein großer Teil „S-Max“. Der Austausch wird im Haushaltsplan des Innenministeriums mit fast 20 Millionen Euro taxiert.

Bundesweit liegt VW vorne

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Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

Bundesweit gesehen liegt Volkswagen bei den Streifenwagen, Polizeibussen und Zivilfahrzeugen im Bestand der deutschen Polizei klar an der Spitze. Elf Landespolizeien und die Bundespolizei lieferten verwertbare Daten. Dort kommt VW mit mehr als 8600 Fahrzeugen auf einen Anteil von gut einem Drittel. Und auch in vier der fünf fehlenden Ländern gehören VWs zu den häufigsten eingesetzten Modellen. Vor allem der Passat und der VW-Bus sind bei der Polizei beliebt.

Unter anderem liegt VW in Sachsen, Brandenburg, Bremen, Rheinland-Pfalz, Hamburg und bei der Bundespolizei im Fahrzeugbestand der Polizei vorne. In Thüringen schlägt VW Opel um einige Fahrzeuge und selbst in der BMW-Heimat Bayern haben die Niedersachsen die Nase vor den Münchnern. VWs eigene Heimat Niedersachsen gibt keine verwertbaren Daten über die Markenverteilung im Bestand heraus. Da die drei häufigsten Modelle dort aber Passat, Golf und der VW-Bus sind, liegt es nahe, dass die Marke auch dort die Nummer Eins ist.

Mercedes ist die Nummer zwei im Polizeiautobestand und profitiert wie VW davon, Kleinbusse im Angebot zu haben. 6600 Fahrzeuge lassen sich zählen, mehr als die Hälfte davon im Stammland Baden-Württemberg, wo Mercedes mit sieben Achteln der Polizeiautos klar dominiert. Daneben haben die Stuttgarter auch noch im Saarland und Opels Heimat Hessen die Nase vorne.

Opel liegt zuhause in Hessen zwar nur auf dem zweiten Platz, dafür hat die Marke in Berlin die Nase vorne. Insgesamt kommen die Rüsselsheimer im auswertbaren Bestand auf mehr als 2700 Fahrzeuge. Deutlich dahinter, mit mehr als 800 Fahrzeugen in den auswertbaren Daten, folgt Audi.

Lohnend ist das Geschäft mit den Polizeiautos für die Hersteller eher nicht. Die meisten Landespolizeien äußern sich zwar nicht zu den typischen Rabatthöhen, doch teilweise ist von bis zu 35 Prozent zu hören. Von Ford heißt es: „Verkäufe an Polizeien stellen, unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet, absolute Grenzgeschäfte dar.“ Das liegt nicht nur an den Rabatten: „Um die umfangreichen Anforderungen der Polizeien darstellen zu können, bedarf es hoher Investitionen in zusätzliche Fahrzeugtechnik und in gegenüber Serienfahrzeugen zusätzliche Test-Szenarien“, sagt ein Ford-Sprecher.

Wichtig ist das Prestige: „Die Polizei genießt allgemein ein hohes Vertrauen in der Bevölkerung und hat ein positives Image. Volkswagen hat daher grundsätzlich Interesse daran, sie mit Fahrzeugen zu beliefern“, heißt es aus Wolfsburg. Dort stellt man zudem einen Trend fest, der dem Gesamtmarkt folgt: „Inzwischen ist auch im Polizeibereich der Trend zum SUV spürbar“, sagt ein Sprecher. „Beispielsweise verzeichnen wir zunehmendes Interesse am Tiguan Allspace.“ Auch Plug-in-Hybride und E-Fahrzeuge würden stärker nachgefragt.

Auch wenn auffällt, dass die meisten Hersteller in den Bundesländern, in denen sie ihren Sitz haben, auch gut dastehen, ist der Zusammenhang dabei höchstens indirekt. „Die Beschaffung läuft grundsätzlich und ausschließlich im Rahmen öffentlicher Ausschreibungen“, heißt es beispielsweise vom Innenministerium Thüringen.

Dazu, wie engagiert die Hersteller bei diesen Ausschreibungen sind, gibt es unterschiedliche Aussagen: „Das Interesse der Hersteller, fertig ausgebaute Funkstreifenwagen anzubieten, ist spürbar gesunken“, heißt es aus dem Saarland. Auch in Bayern bemerk man diesen Trend und führt ihn auf die „immer komplexeren Anforderungen an den Ausbau als Polizeifahrzeug und des hohen Aufwands für den Fahrzeughersteller“ zurück. Ähnliches ist auch aus Baden-Württemberg zu hören. In Berlin melden sich nicht einmal regelmäßig mehr als zwei Bieter bei den Ausschreibungen.

Aus Hessen heißt es dagegen: „Das Interesse der Bieter ist groß, zumal in der Regel langfristige Rahmenverträge geschlossen werden.“ Auch von Audi heißt es beispielsweise, der Sektor sei „nach wie vor interessant und prestigeträchtig“. Und BMW verweist auf sein „umfangreiches und vielfältiges Angebot an selbst entwickelten und produzierten Sonderfahrzeugen“.

Das finanzielle Volumen hinter den Aufträgen ist zumindest nicht vernachlässigbar. So standen alleine in Nordrhein-Westfalen 2019 mehr als 98 Millionen Euro für die Beschaffung neuer Autos im Haushalt. Die Höhe liegt zwar am aktuellen Umstieg auf andere Autos aber auch in anderen Ländern ohne Sondereffekte sind die Investitionen in neue Polizeiautos hoch. In Bayern sind es mehr als 34 Millionen Euro, in Baden-Württemberg waren es zuletzt knapp 20 Millionen in Sachsen rund 15 Millionen.

(mit dpa)
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