Halbe Seite unzitiert übernommen Plagiatssucher Weber sieht doch Anlass für Prüfung von Laschet-Buch

Düsseldorf/Berlin · In seinem Buch hat NRW-Ministerpräsident Armin Laschet an einer neu entdeckten Stelle vermutlich fast eine halbe Seite von einem bekannten Politologen übernommen – ohne das als Zitat kenntlich zu machen.

 NRW-Ministerpräsident Armin Laschet war von Plagiatssucher Stefan Weber zunächst entlastet worden – jetzt hat der doch noch eine unzitierte Stelle gefunden.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet war von Plagiatssucher Stefan Weber zunächst entlastet worden – jetzt hat der doch noch eine unzitierte Stelle gefunden.

Foto: dpa/Roberto Pfeil

Der österreichische Plagiatssucher Stefan Weber sieht beim Buch von Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet von 2009 „Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance“ nun doch Anlass für weitere Prüfung. Weber hatte zunächst erklärt, er erkenne nach einer eigenen Prüfung „keine weiteren Plagiate“. Ein Leserfund habe seine erste Einschätzung aber „beträchtlich“ geändert.

Der Medienwissenschaftler Weber schrieb, Laschet habe „mutmaßlich“ fast die halbe Seite 177 seines Buchs vom bekannten Münchner Politologen und früheren bayerischen Kultusminister Hans Maier (CSU) unzitiert übernommen. In Laschets Buch findet sich ein Absatz, der stark einer Passage in einem Text Maiers ähnelt.

Ein Sprecher Laschets verwies am Dienstag auf Anfrage auf eine Erklärung des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten vom vergangenen Freitag. Laschet hatte erklärt, in seinem Buch gebe es offenkundig Fehler, die er verantworte. „Mindestens ein Urheber des im Buch verwendeten Materials wird weder im Fließtext noch im Quellenverzeichnis genannt. Dafür möchte ich ausdrücklich um Entschuldigung bitten, denn sorgfältiges Arbeiten beim Verfassen von Werken und die Achtung des Urheberrechts sind für mich auch eine Frage des Respekts vor anderen Autoren.“ Um zu klären, ob es weitere Fehler gibt, habe er unverzüglich die Prüfung des Buchs veranlasst. Dazu sagte der Sprecher am Dienstag: „Diese Prüfung dauert an.“

Maiers Aufsatz wurde 2006 in der katholischen Zeitschrift Communio veröffentlicht, also rund drei Jahre, bevor Laschets Buch erschien. Maier bestätigte, dass der Text 2006 in der Zeitschrift erschien. In dem Absatz geht es um das Zusammenleben der Religionen in Deutschland.

Maier schreibt in dem Aufsatz etwa: „So kann ein Jude verlangen, dass seine Sache nicht in einem Gerichtssaal verhandelt wird, in dem ein Kreuz hängt. Jüdischen Geschäftsinhabern kann die Öffnung eines Ladens am Sonntag erlaubt werden, da sie am Samstag wegen des Sabbatgebots keine Verkäufe tätigen dürfen.“ In Laschets Buch heißt es: „Ein Jude kann verlangen, dass seine Sache nicht in einem Gerichtssaal verhandelt wird, in dem ein Kreuz hängt. Jüdischen Geschäftsinhabern kann die Öffnung ihres Ladens am Sonntag erlaubt werden, da sie am Samstag nicht arbeiten dürfen.“

Maier sagte dazu: „Auf der einen Seite möchte ich als Wissenschaftler nicht, dass abgeschrieben wird. Auf der anderen Seite möchte ich mich nicht gemein machen mit Plagiatsjägern.“

Weber hatte eine Reihe von Textähnlichkeiten zwischen dem Buch der Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“ und anderen Publikationen öffentlich gemacht.

In der Nacht zum Freitag war auf Twitter eine Gegenüberstellung des Plagiatssuchers Martin Heidingsfelder veröffentlicht worden, die eine auffallende Ähnlichkeit zwischen einer Passage des Laschet-Buchs und einer anderen Publikation zeigte. Der betroffene Wissenschaftler Karsten Weitzenegger hatte sie öffentlich gemacht.

(bora/dpa)
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