NRW Nur jeder fünfte Vater beansprucht Elterngeld

Düsseldorf · Ein Baby kann ein Karriereknick sein - das befürchten vor allem Väter. In NRW will die Familienministerin jetzt dafür sorgen, dass Schreibtisch und Wickeltisch auch für Papa keine unvereinbaren Zonen sind.

Neun Tipps zu Elterngeld und Elternzeit
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Foto: AFP

Nur jeder fünfte junge Vater in Nordrhein-Westfalen nimmt eine Auszeit für sein Kind. Das ist das Ergebnis einer Studie, die die nordrhein-westfälische Familienministerin Ute Schäfer (SPD) am Montag in Düsseldorf vorgestellt hat. Mit 20,2 Prozent liegt die NRW-Quote deutlich unter dem bundesweiten Wert von 27,3 Prozent. An der Spitze stehen Bayern und Sachsen, wo jeweils rund 36 Prozent der jungen Väter Elternzeit nehmen.

Hauptgrund für die unterdurchschnittliche Nutzung in NRW ist laut Prognos-Studie die geringe Erwerbstätigenquote der Frauen: Fast zwei Drittel aller Mütter mit Kindern unter drei Jahren sind in NRW nicht berufstätig. Hinzu komme ein noch sehr traditionell geprägtes Rollenverständnis, berichtete David Juncke von der Prognos AG. In NRW glauben noch drei Viertel der Väter und zwei Drittel der Mütter mit Kleinkindern, dass der Nachwuchs leidet, wenn die Frau arbeitet. In Sachsen denkt das nur gut ein Drittel der Mütter und Väter.

Väter brauchen flexiblere Arbeitszeitmodelle

"Wir haben also noch Nachholbedarf", stellte Schäfer fest. Auch Väter benötigten flexible Arbeitszeitmodelle, vollzeitnahe Teilzeit und Möglichkeiten, von zu Hause aus zu arbeiten. Bei einem "Familiengipfel" will sie im Herbst mit Vertretern von Unternehmen, Kommunen und Verbänden erörtern, wie sich Kind und Karriere besser vereinbaren lassen. "Das darf nicht auf ein Frauenthema verkürzt werden." Allein mit dem Ausbau von Betreuungsplätzen und Familienleistungen sei das Problem nicht zu lösen.

Wo Väter das Haupteinkommen der Familie verdienen, falle der Schritt zur Elternzeit wegen der großen finanziellen Tragweite deutlich schwerer, stellte Juncke fest. Während in Sachsen mehr als die Hälfte der Frauen mit Kindern bis zu drei Jahren erwerbstätig sei, sind es in NRW nur knapp 35 Prozent. Dabei ist der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen vor der Geburt des Kindes in NRW höher als in Sachsen. Auffällig ist zudem, dass der Anteil der Mütter mit geringen Bildungsabschlüssen in NRW im Bundesvergleich überdurchschnittlich hoch ist.

Bei den Vätern klaffen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander. Zwar sagen 87 Prozent von rund 500 befragten Vätern in NRW, Familienleben sei ihnen wichtig. Allerdings möchten die meisten Vollzeit arbeiten. Das geht aus einer Studie des Forschungszentrums für familienbewusste Personalpolitik an der Universität Münster hervor. 17 Prozent gaben an, sie würden ihre Arbeitszeit gern verringern, falls der Arbeitgeber diese Möglichkeit biete. Mehr als die Hälfte von ihnen schränkte aber ein, dazu sei ihr Arbeitsaufkommen viel zu hoch.

"Es ist höchste Zeit, dass wir die Altlasten unseres Ernährermodells loswerden", stellte die SPD-Landtagsfraktion in einer Mitteilung fest. "Wir brauchen echte Wahlfreiheit für Mütter und Väter." Die Grünen sehen dabei vor allem die Wirtschaft in der Pflicht. Die rot-grüne Landesregierung habe jedenfalls keine Antworten, meinte die CDU-Fraktion. Der Familiengipfel sei "reine Imagepflege".

(lnw)
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