Beginn in diesem Monat 400 NRW-Polizisten sollen Taser testen

Düsseldorf · Lange wurde um den Test sogenannter Taser bei Streifenpolizisten in NRW gerungen, im Januar soll es losgehen. Die Gewerkschaft begrüßt das. Studien sprechen für den Einsatz: Alleine die Androhung der Elektroschock-Pistole scheint zu wirken.

 Ein Polizeibeamter hält einen sogenannten Taser (Archivfoto).

Ein Polizeibeamter hält einen sogenannten Taser (Archivfoto).

Foto: dpa/Andreas Arnold

Mit rund 60 Geräten soll im Januar in NRW der Test sogenannter Taser im Streifendienst der Polizei beginnen. Nach Angaben des Innenministeriums sollen die Distanzelektroimpulsgeräte (DEIG) wechselweise von etwa 400 Beamten genutzt werden. Für das Pilotprojekt wurden die Polizeibehörden in Düsseldorf, Gelsenkirchen, Dortmund und bei der Polizei im Rhein-Erft-Kreis ausgesucht.

Mit dem von NRW bestellten „Taser 7“ der Firma Axon kann man das Gegenüber mit einem grünen Laser anvisieren. Der Taser verschießt Metallpfeile an Drähten, über die der Beschossene mit kurzen Stromimpulsen bei sehr hoher Spannung außer Gefecht gesetzt werden kann. Die jeweils dreitägigen Schulungen für die Geräte sind laut Ministerium bereits weitgehend abgeschlossen.

Das Projekt wird bis zum März 2022 laufen. Danach soll geprüft werden, ob die Distanzelektroimpulsgeräte in NRW flächendeckend eingesetzt werden - oder weiter nur von Spezialeinsatzkommandos (SEK). Das Innenministerium steht laut einem früheren Bericht an den Landtag Tasern eher skeptisch gegenüber. Die Geräte seien in vielen Situationen nicht einzusetzen. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in NRW hatte sich dagegen für Taser stark gemacht und auf Erfolge beim Einsatz in Rheinland-Pfalz hingewiesen.

Das Land hatte die Taser Ende 2018 als erstes Bundesland eingeführt. Im offiziellen Abschlussbericht zur damaligen Pilotphase in Trier hieß es: „Die präventive Wirkung der DEIG ist herausragend.“ Alleine das Mitführen des Tasers „in der Signalfarbe beinhaltet eine deeskalierende Strahlkraft.“ Regelmäßig sei das Gerät wahrgenommen worden - und habe häufig „zur Entspannung der Einsatzlage – noch vor einer formalen Androhung“ geführt.

Im einjährigen Pilotzeitraum war es in Rheinland-Pfalz zunächst zu 30 Einsätzen gekommen, bei dem mit dem Taser gedroht wurde oder er wirklich abgeschossen wurde. Fünf mal schützten sich die Polizisten so, einmal stoppten sie einen suizidgefährdeten Mann, der auf eine Bundesstraße laufen wollte.

Der Test war aus Sicht der Mainzer Landesregierung so erfolgreich, dass die Geräte zur festen Ausstattung im Streifendienst gemacht wurden. Zwischen Dezember 2018 und Ende November 2019 kam der Taser laut einem Bericht an den Landtag so schon in 139 Fällen zum Einsatz. Wobei in 76 Prozent schon die Androhung gewirkt habe.

Zwei Rechtsmediziner aus Ulm widmeten sich im vergangenen Jahr noch der Frage, welche Auswirkungen Taser auf die Angeschossenen haben könnten. Außer Verletzungen der Haut scheinen sie wenig Schaden anzurichten. So seien in Deutschland zwischen 2018 und 2019 zwar vier Todesfälle im Nachgang von Taser-Einsätzen registriert worden, so die Forscher. In allen Fällen habe man bei der Obduktion aber keinen direkten oder alleinigen Zusammenhang mit dem Gerät finden können.

(peng/mba/dpa)
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