Doppelter Abiturjahrgang NRW-Studentenwerke erwarten Ansturm

Bielefeld · Mit mehr Mitarbeitern bei der Bearbeitung von Bafög-Anträgen wollen die NRW-Studentenwerke den Ansturm des doppelten Abiturjahrgangs im Wintersemester auffangen. Die Probleme bei der Studierendenförderungen liegen woanders, sagt Günther Remmel (64), Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Studentenwerke Nordrhein-Westfalen.

Abkürzungen: ABC für Erstsemester
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Foto: AP

Erwarten Sie eine besonders hohe Antragsflut im Wintersemester wegen des doppelten Abiturjahrgangs, der an die Unis strömt?

Günther Remmel: Wir haben schon eine Steigerungsquote im letzten Wintersemester gehabt. Damals hatten wir 91 000 Bafög-Empfänger in Nordrhein-Westfalen und 126 798 Anträge. Die Experten haben jetzt eine Schätzung für 2013 abgegeben. Wir rechnen mit 134 000 Anträgen, also einer Steigerung um weniger als 10 000. Das wäre moderat.

Wo wird der Ansturm besonders groß sein?

Remmel: Nach den Erfahrungen im letzten Wintersemester im Zuständigkeitsbereich des Studentenwerks Dortmund. Bochum explodiert gewaltig, in Aachen ist der Ansturm schon im vorigen Jahr gestiegen.
Auch in Düsseldorf und Paderborn ist mit einem Ansturm zu rechnen.

Sind die Studentenwerke darauf vorbereitet?

Remmel: 2012 gab es vom Land für die Ausführung und Bearbeitung der Anträge 15 260 000 Euro für alle Studentenwerke in NRW. Für die Jahre 2013, 2014 und 2015 gibt es 19 Millionen pro Jahr. Das ist eine beträchtliche Erhöhung. Neue Mitarbeiter sind bereits eingestellt. In Dortmund zum Beispiel fünf, in Bielefeld drei.

Frage: Das Deutsche Studentenwerk weist immer wieder auf Mängel im Bafög-Gesetz hin. Was sind die drängendsten Probleme?

Remmel: Unser Dachverband fordert, dass es eine automatische Anpassung der Bedarfssätze und der Elternfreibeträge an die Entwicklung von Preisen und Einkommen geben müsste. So ist die Überprüfung für eine 25. Bafög-Novelle mal wieder verschoben worden - eigentlich entgegen der Gesetzeslage, die besagt, dass das Bafög immer rechtzeitig zu überprüfen ist.

Frage: Mit welchen Folgen für den Bafög-Satz in NRW?

Remmel: Im Landesschnitt ist von 2011 auf 2012 die durchschnittliche monatliche Förderungsleistung pro Gefördertem nach unseren Zahlen von 439 auf 424 Euro gesunken. Der Satz ist sogar unter den Satz von 2009 gesunken, da hatten wir 431 Euro. Die Erklärung für das Sinken der durchschnittlichen Förderungsleistung ist in den nicht angepassten Einkommensfreibeträgen der Eltern zu sehen.

Frage: Welche Probleme gibt es Ihrer Ansicht nach noch?

Remmel:Ein großes Problem stellt dar, dass Teilzeit- und duale Studiengänge nicht förderungsfähig sind. Häufig werden auch die Altersgrenzen für den Studienbeginn als Problem gesehen. Die liegen beim Bachelor-Studium bei 30, beim Master-Studium bei 35 Jahren. Ein weiteres Problem ist der Übergang vom Bachelor- zum Masterstudium.
Entsteht eine zeitliche Lücke zwischen Ende des einen und Beginn des anderen Studiums, so wird dieser Zeitraum nicht gefördert.

(lnw)
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