Corona-Strategie für den Herbst Konflikte zwischen Schulen, Kitas und Eltern befürchtet

Düsseldorf · Die Bildungsgewerkschaft GEW sieht im Corona-Herbst Probleme auf Schulen und Kitas zukommen. Es sei ein Rätsel, wie Schulen Unterrichtseinschränkungen wirklich verhindern sollten. Und sowohl dort als auch in Kitas seien Konflikte programmiert.

 Coronatests werden freiwillig gemacht - das kann zu Konflikten führen.

Coronatests werden freiwillig gemacht - das kann zu Konflikten führen.

Foto: dpa/Peter Kneffel

Die Bildungsgewerkschaft GEW in Nordrhein-Westfalen bemängelt die Corona-Strategie der Landesregierung für Schulen und Kitas im Herbst. „Es ist zu bezweifeln, dass mit diesem Konzept adäquat auf stark steigende Krankheitsfälle reagiert werden kann“, sagte die Landesvorsitzende Ayla Çelik am Montag.  „Besonders Schulen in herausfordernden Lagen, Schulen, die mit schlechter Ausstattung und Lehrkräftemangel kämpfen, haben hier wenig Spielraum.“

Nach den Vorgaben, die Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU)  in der vergangenen Woche bekannt gemacht hat, sollen die Schulen im Land  auf jeden Fall geöffnet bleiben – auch dann, wenn es in den Kollegien viele Erkrankungen geben sollte. Auch die Zahl der Unterrichtsstunden soll nicht eingeschränkt werden. Die Schulen sollen sich jetzt Konzepte dazu überlegen, wie sie das mit Blick auf ihre jeweils unterschiedlichen Möglichkeiten und Rahmenbedingungen am besten schaffen.

Man wolle den Schulen „Beinfreiheit“ geben, indem man keine starren Vorgaben mache, hatte Landesschulministerin Dorothee Feller (CDU) erklärt. Diesen Ansatz bewertete Çelik auch als eigentlich richtig. „Um Eigenverantwortung wahrzunehmen, sind aber Leitplanken, Mittel und Instrumente nötig. Es fehlt daher ein echtes Rahmenkonzept zur Orientierung.“ Wie die Schulen es schaffen sollten, Schließungen oder Einschränkungen der Unterrichtsstunden auf jeden Fall zu vermeiden, bleibe ein Rätsel.

An den Schulen selbst sieht man es differenziert. „Schulleiter können mit ,Beinfreiheit‘ umgehen, aber sie können nicht zaubern“, sagte Ralf Niebisch, Vize-Vorsitzender der Schulleitungsvereinigung NRW, unserer Redaktion. „Wir hoffen und vertrauen auf den ja ebenfalls angekündigten offenen Dialog. Wenn wir merken, dass etwas in der Praxis nicht umsetzbar ist, müssen wir darüber im Gespräch bleiben.“ Dann müssten die Schulen gemeinsam mit höheren Stellen kurzfristige Lösungen finden, etwa mit den Bezirksregierungen. Prinzipiell aber lobte er den Verzicht auf unflexible Regelungen vorbehaltlos. „Das trägt der Situation Rechnung, dass die Voraussetzungen an den Schulen wirklich sehr unterschiedlich sind.“

Die GEW sieht weiterhin das hohe Maß an Verantwortung mit Sorge, das sowohl den Familien als auch den Einrichtungen bei der Corona-Teststrategie zukommt. Corona-Tests werden im Prinzip komplett freiwillig und zu Hause gemacht. Bei Schülern sollen sie nur noch im Verdachtsfall durchgeführt werden, bei Kita-Kindern sind sie auch für gesunde Kinder gedacht. Das System setzt auf Einsicht und Mitwirkung aller Beteiligten. Die GEW befürchtet, dass Konflikte dadurch programmiert sind und die „Erziehungspartnerschaft“ zwischen Eltern und Einrichtungen belastet wird. Allerdings lässt das bundesweit gültige Infektionsschutzgesetz derzeit keine Testpflichten zu.

Lob hatte die Gewerkschafterin Ayla Çelik allerdings für den Kommunikationsstil sowohl von Schulministerin Dorothee Feller als auch von Familienministerin Josefine Paul (Grüne) übrig. Beide hätten die Einrichtungen frühzeitig informiert und viele Anregungen aus den vorhergehenden Gesprächen aufgegriffen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort