Zwangsprostitution NRW geht gegen „Loverboys“ vor

Düsseldorf · Gleichstellungsministerin Ina Scharrenbach (CDU) startet eine länderübergreifende Initiative. Ziel ist es, junge Frauen vor einer Masche zu schützen, mit der sie zu Prostituierten gemacht werden.

 Ein Prostituierte wartet auf Kundschaft.

Ein Prostituierte wartet auf Kundschaft.

Foto: dpa/Andreas Arnold

Die NRW-Landesregierung startet eine länderübergreifende Initiative zur Bekämpfung der sexuellen Ausbeutung durch die Loverboy-Methode. „Das Problem ist größer als gedacht. Wir brauchen dringend einen bundesweiten Ansatz“, sagte NRW-Gleichstellungsministerin Ina Scharrenbach (CDU) unserer Redaktion. Viele junge Frauen würden über soziale Netzwerke angesprochen, die Digitalisierung mache aber an den Ländergrenzen nicht halt.

Scharrenbach will das Problem auf der nächsten Konferenz der Gleichstellungs- und Frauenminister der 16 Bundesländer zum Thema machen und unter anderem eine Dunkelfeldstudie auf den Weg bringen: „Wir wissen noch zu wenig darüber, wie die Täter genau vorgehen, wie hoch die Dunkelziffer ist und in welchen Fällen die meist jungen Frauen zur Polizei gehen – und in welchen nicht.“ Frühere Studien deuten der Ministerin zufolge darauf hin, dass Scham dabei eine große Rolle spielt. Aber auch Zwang: Die Mädchen seien Gefangene, die von ihren Familien getrennt würden.

Bei der Loverboy-Methode spiegeln Männer Mädchen oder Frauen eine Liebesbeziehung vor und bringen sie so in ein emotionales Abhängigkeitsverhältnis. In der Folge zwingen sie die Frauen zur Prostitution – eine schwere Menschenrechtsverletzung. Laut Bundeskriminalamt gingen 2018 knapp 17 Prozent der erfassten Fälle von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung auf die Loverboy-Methode zurück.

„Die Bundesländer müssen dringend mehr zur Prävention tun und die jungen Frauen für das Thema stärker sensibilisieren“, betonte Scharrenbach. NRW habe dazu ein Aufklärungsvideo im Netz gestartet und Projekte an Schulen.

„Eine Studie zu dem Thema wäre sehr wichtig“, sagte Johanna Weber, Vorstand beim Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen. Auch sei Prävention an Schulen und ähnlichen Einrichtungen sehr zielführend. Heranwachsende sollten sich mit ihren gesellschaftlich geprägten Rollenmustern und romantischen Erwartungshaltungen an Beziehungen sehr bewusst auseinandersetzen. Dabei gehe es auch um den Mut, Nein zu sagen.

(kib)
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