Bewerbung aus NRW für 2032 Städte wollen Geld für Olympia an Rhein und Ruhr

Düsseldorf · Die Rhein-Ruhr-Region könnte sich für die Sommerspiele 2032 bewerben. NRW treibt die Pläne voran. Oberbürgermeister und Opposition unterstützen das Vorhaben, fordern aber Bundesmittel.

 Die fünf olympischen Ringe, hier bei den Spielen in Rio 2016.

Die fünf olympischen Ringe, hier bei den Spielen in Rio 2016.

Foto: dpa/Felix Kästle

Oberbürgermeister aus der Region und Teile der Opposition im Landtag wollen Olympischen Spielen in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2032 nur zustimmen, wenn sich der Bund finanziell beteiligt. „Die Olympiabewerbung ist ein immenses Imageprojekt für ganz Deutschland. Es erfordert ein klares Bekenntnis für Olympia aus Berlin, und dazu gehören natürlich auch finanzielle Mittel des Bundes“, sagte Uwe Richrath (SPD), Oberbürgermeister von Leverkusen. Ähnlich äußerte sich die sportpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Josefine Paul: „Olympische und Paralympische Spiele in NRW müssen von der Bevölkerung getragen werden. Darüber hinaus braucht es eine klare Zusage für eine Kostenbeteiligung des Bundes.“

Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) treibt eine Bewerbung der Rhein-Ruhr-Region für Olympia 2032 zusammen mit dem Sportmanager Michael Mronz voran. Am Montagabend stellten beide die Pläne gemeinsam mit 14 nordrhein-westfälischen Oberbürgermeistern Bundestagsabgeordneten in Berlin vor. Bisher handelt es sich um eine rein privat finanzierte Initiative. Ein finanzielles Konzept für die Spiele gibt es noch nicht.

Als ein „Signal gegen Rassismus und Antisemitismus und gegen das, was jetzt wieder hochkommt“, möchte der NRW-Ministerpräsident die Spiele verstanden wissen. Laschet bezeichnete München 1972 mit seinem Verkehrskonzept, Barcelona 1992 mit der verbesserten Lebensqualität in der katalanischen Metropole und London 2012 mit der Stadterneuerung im Osten der Stadt als Vorbilder für Olympische und Paralympische Spiele in NRW. Der Regierungschef kündigte eine verantwortungsvolle Finanzierung an. Genauere Angaben darüber will die Initiative in sechs bis acht Monaten vorlegen.

„Für die betreffenden Kommunen ist dieser Termin wichtig, um in dieser frühen Phase auch bei der Bundespolitik zu hinterlegen, dass wir die Olympischen Spiele gerne ausrichten würden“, sagte Mönchengladbachs Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners (CDU). Auch er schränkte jedoch ein: Klar sei, dass das Land Bundesmittel zur Finanzierung benötige. Die SPD-Fraktion im Landtag mahnt zur Eile: „Um aber von der Theorie langsam in die Praxis umzuschalten, muss die Landesregierung jetzt endlich mal Farbe bekennen und zeigen, was sie will. Die private Initiative von Michael Mronz kann nicht endgültig klären, ob NRW sich bewerben will“, sagte der sportpolitische Sprecher Rainer Bischoff.

Mronz sagte dem Magazin „Focus“: „Die Organisatoren der Sommerspiele in Los Angeles 2028 planen die reinen Durchführungskosten für die Sportveranstaltungen mit einer schwarzen Null. Das finde ich eine richtige Geisteshaltung.“ In sechs bis acht Monaten könne er ein erstes Budget abschätzen.

Auch Laschet äußerte sich noch nicht zur Finanzierung. Er sagte: „Wir haben Großes vor: Unser Anliegen ist es, Olympische und Paralympische Spiele nach Nordrhein-Westfalen zu holen.“ Die Spiele könnten nachhaltige Spiele sein, rund 90 Prozent der benötigten Sportstätten seien schon vorhanden.

Einer Studie der Universität Oxford zufolge werden Olympische Spiele mit 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit teurer als geplant. Die Forscher untersuchten alle Spiele zwischen 1960 und 2012 fanden heraus, dass die durchschnittliche Kostenüberschreitung 252 Prozent betrug. In Hamburg scheiterte eine Olympia-Bewerbung im Jahr 2015 knapp am Votum der Bürger. In NRW trifft das Vorhaben zurzeit hingegen laut Umfragen überwiegend auf Zustimmung.

Mit einer Olympia-Bewerbung verknüpfen die Oberbürgermeister auch die Hoffnung auf eine bessere Infrastruktur. „Die Bewerbung ist für uns extrem wichtig, denn sie erhöht den Druck auf örtliche Bauvorhaben“, sagte Leverkusens OB Richrath. Michael Vesper, Ex-Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes, sieht auch hier den Bund in der Pflicht: „Natürlich muss der Bund Investitionen in Infrastrukturmaßnahmen wie ein verbessertes Verkehrssystem mitfinanzieren, das kann kein Olympiagastgeber ohne staatliche Mittel stemmen.“

In Berlin stieß der NRW-Plan grundsätzlich auf positive Resonanz. Die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, Dagmar Freitag (SPD), begrüßte die Initiative aus Nordrhein-Westfalen. „Grundsätzlich passt die Strategie der Metropolregion Rhein-Ruhr bestens zu der mittlerweile vom IOC eröffneten Möglichkeit, sich mit einer Region statt mit einer Stadt für die Austragung Olympischer und Paralympischer Sommerspiele zu bewerben“, sagte sie auf Anfrage. „Wie allerdings die Chancen sind, dass die IOC-Mitglieder ein solches Format dann tatsächlich in die engere Wahl ziehen, vermag ich jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt nicht abzuschätzen.“

Persönlich finde sie eine solche Strategie richtig und überzeugend, da sie einerseits auf eine Vielzahl bereits vorhandener Sportstätten setze, gleichzeitig aber auch auf innovative Konzepte für die betreffende Region, beispielsweise im Bereich Verkehr/ÖPNV. „Insbesondere Letzteres könnte auch dazu beitragen, dass die Bevölkerung einer Bewerbung positiver gegenübersteht als in der Vergangenheit“, sagte Freitag. Sie gab zu Bedenken, dass IOC-Präsident Thomas Bach bekanntermaßen seit geraumer Zeit auch Katar als möglichen Bewerber sehe. „Weitere Interessensbekundungen gibt es meines Wissens aus Indien und Australien (Brisbane). Auch eine gemeinsame Ausrichtung durch Nord- und Südkorea steht im Raum“, sagte Freitag.

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