Corona-Folgen Schulleiter in Nöten

Düsseldorf · Die schnelle Rückkehr zum Normalbetrieb an den Grundschulen ist ein Kraftakt. Vor allem in der Organisation der Pausenzeiten und des Offenen Ganztags sehen die Verantwortlichen eine große Herausforderung.

 Grundschüler in Vor-Coronazeiten. Foto: Bernd Wüstneck/dpa

Grundschüler in Vor-Coronazeiten. Foto: Bernd Wüstneck/dpa

Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Schulleiter und Verantwortliche in den Kommunen sehen große organisatorische und personelle Herausforderungen durch den Neustart der Grundschulen am 15. Juni auf sich zukommen. Der Regelunterricht sei  sehr kurzfristig anberaumt, es gebe nur einen Vorlauf von drei Werktagen, hieß es in Duisburg.

Auch in Düsseldorf zeigte man sich überrascht. Stadtdirektor Burkhard Hintzsche hält einen Testlauf im Vollbetrieb noch vor den Ferien zwar für sinnvoll. Die eigentliche Herausforderung liege aber jetzt bei den Schulleitungen: „Verkürzte Zeiten unter Einhaltung der sonst üblichen Stundentafel bei gleichzeitiger Wiedereinführung des Offenen Ganztags, das ist schon ambitioniert.“

Maria Meyen, Sprecherin der Grundschulleiter in Neuss, wurde von der Ankündigung zur Schulöffnung überrascht. Zu organisieren sei nun, dass sich die Gruppen nicht mischen. Dazu müssten Unterrichtsbeginn und Pausen gestaffelt und die Schulhöfe geteilt werden. Ein Problem sei zudem, wie die Fachlehrer ihren Stoff so aufbereiten könnten, dass er auch von einem fachfremden Klassenlehrer vermittelt werden könne.

 In der Jakobus-Schule in Grevenbroich ist geplant, dass die Hälfte der 175 Kinder um acht Uhr, die andere Hälfte um 8.15 Uhr durch unterschiedliche Eingänge in die Grundschule kommt. Auch dort werden die Pausenzeiten gestaffelt. „Es werden nur zwei Klassen zugleich auf dem Hof sein, mit getrennten Pausenbereichen“, sagte Schulleiterin Gudrun Sell.

Martina Salewski, Schulleiterin der Viktor-Schule in Xanten, ist entsetzt, wie schnell jetzt alles gehen soll: „Es fühlt sich so an, also habe es Corona nicht gegeben.“ In vielen Punkten wirke die plötzliche Öffnung der Grundschulen unüberlegt:  „Einige meiner Kollegen gehören  zur Risikogruppe und dürfen nicht in die Schule kommen.“ Außerdem seien noch nicht alle Turnhallen und Schwimmbäder geöffnet. 

„Ich denke, dass das ein ganz unvernünftiger Schritt ist“, sagte die Leiterin der Erkelenzer Astrid-Lindgren-Schule, Katrin Meyersieck. Natürlich gebe es Gründe dafür. Aber dies den Schulen zum jetzigen Moment aufzuerlegen, sei falsch: „Kinder brauchen einen Rhythmus. Das jetzt wieder zu ändern, das halte ich für das Schlechteste, was man zwei Wochen vor den Sommerferien machen konnte.“

Barbara Schillings, Leiterin der Katholischen Grundschule Birgelen in Wassenberg klagt: „Wir haben wochen- und monatelang penibel auf alles aufgepasst, und auf einmal sollen wieder alle Kinder problemlos nebeneinander sitzen können? Wir hatten eine vernünftige Regelung gefunden, mit der Lehrer und Eltern sich arrangieren konnten. Das jetzt für einen Zeitraum von zwei Wochen wieder über den Haufen zu werfen, das ist ein Irrsinn.“

Und Dirk Haarmann, Bürgermeister der Stadt Voerde meint: „Es wäre für alle besser und einfacher gewesen, wenn man das mit dem neuen Schuljahresbeginn geregelt hätte.“

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