NRW-Schulen Schon jeder siebte neue Lehrer ist Quereinsteiger

Düsseldorf · Lehrer werden an den NRW-Schulen dringend gesucht. Deshalb bekommen immer häufiger auch Quereinsteiger eine Chance. 2018 hatte schon jeder siebte Neueinsteiger keine klassische Lehrerausbildung.

 Ein Schüler meldet sich im Unterricht (Archivbild).

Ein Schüler meldet sich im Unterricht (Archivbild).

Foto: dpa/Armin Weigel

2018 war jeder siebte neu eingestellte Lehrer in NRW ein sogenannter Seiteneinsteiger. Dies geht aus jüngst veröffentlichten Zahlen des NRW-Schulministeriums hervor. Seiteneinsteiger haben zumeist ein Studium absolviert, aber keine klassische Lehrerausbildung. Pädagogische Grundlagen erhalten sie berufsbegleitend.

„Seiteneinsteiger verbessern die personelle Situation an unseren Schulen kurzfristig“, erklärte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Sie würden helfen, Unterrichtsausfall zu vermeiden. Mit ihren Vorerfahrungen und Berufsbiografien seien sie außerdem eine Bereicherung für das Kollegium.

Von den 7225 Einstellungen entfielen im vergangenen Jahr 1006 auf Seiteneinsteiger, also fast 14 Prozent. Darunter waren 274 Neueinstellungen an Grundschulen. Eine Prognose für das laufende Jahr ist nach Angaben des Ministeriums nicht möglich. Grund sei, dass mögliche Bewerber vorab nicht bekannt seien. Außerdem entschieden die Schulen selbst, ob sie ihre Stellenausschreibungen für den Seiteneinstieg öffneten, hieß es aus dem Ministerium.

Die absoluten Zahlen steigen wieder seit 2014, als nur 130 neue Seiteneinsteiger gezählt wurden. Mehr Neueinstellungen von Lehrern ohne Lehrerstudium gab es zuletzt 2010. Damals wurden 1120 Quereinsteiger eingestellt, was einer Quote von 17 Prozent entsprach. An den staatlichen Schulen in Nordrhein-Westfalen arbeiteten im Schuljahr 2017/18 rund 180 000 Lehrer.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte bessere Rahmenbedingungen für Quereinsteiger. „Die Seiteneinsteiger müssen gründlich vorbereitet werden, bevor sie in die Schulen kommen, und dann berufsbegleitend qualifiziert und durch Mentoringprogramme unterstützt werden“, erklärte die Vorsitzender der GEW NRW, Dorothea Schäfer anlässlich der Halbjahreszeugnisse. „Die Lehrkräfte, die die Quer- und Seiteneinsteiger in der Schule in ihrer Ausbildung unterstützen, müssen entlastet werden. Nur so kann die Qualität des Unterrichts gesichert werden.“

Der Seiteneinstieg ist in NRW prinzipiell an allen Schulformen möglich - außer an Förderschulen. In der Sekundarstufe I gibt es die Möglichkeit für alle Fächer - in der Grundschule nur für Kunst, Musik, Sport und Englisch. Für Mathematik und Deutsch bleibt dieser Weg in der Primarstufe verschlossen, weil die Anforderungen aus Sicht des Schulministeriums besonders hoch sind.

Seiteneinsteiger mit Studium und zwei Jahren Berufserfahrung können einen zweijährigen berufsbegleitenden Vorbereitungsdienst und eine Staatsprüfung absolvieren. Sie erhalten dann nachträglich eine Lehramtsbefähigung für zwei Fächer und können auch verbeamtet werden.

Lehrer kann man auch mit einem Fachhochschul-Abschluss werden. Theoretisch möglich, aber praktisch selten ist darüber hinaus die Einstellung mit einer fachspezifischen Ausbildung, also etwa eines Handwerksmeisters, als Lehrer in der Sekundarstufe I.

(jco/dpa)
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