Düsseldorf Rot-Grün streitet um Delfine im Zoo Duisburg

Düsseldorf · Die Grünen lehnen die Haltung von Delfinen im Duisburger Zoo ab. Haben die Säuger dort zu wenig Platz? Die SPD stärkt dem Tierpark den Rücken.

Tote Delfine in Duisburg: Das sagen unsere Leser
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Foto: Andreas Probst

Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen im Düsseldorfer Landtag starten mit einem Streit in die erste Sitzungswoche nach der Osterpause. Am Montag findet im Parlament eine Expertenanhörung zu einem Tierschutzthema statt. Dabei geht es um Delfine in Zoos. Die Fraktion der Piraten hat beantragt, die Haltung zu verbieten. Dabei haben sie die Grünen an ihrer Seite. Die SPD stärkt den Tierparks hingegen den Rücken. "Wir stehen zu dem Konzept Zoo", sagte Jochen Ott, der stellvertretende Vorsitzende der Landtagsfraktion. Wer die Haltungsbedingungen der Delfine infrage stelle, müsse eigentlich auch die Frage nach Sinn und Inhalt von Zoos stellen. Eine einzelne Tierart herauszugreifen, werde dem Konzept nicht gerecht.

Antrag der Piraten löst Diskussion aus

Die Piraten verweisen in ihrem Antrag, über den im Herbst entschieden werden soll, auf die natürlichen Lebensbedingungen der Delfine. In freier Wildbahn lebten diese Tiere in großen Familienverbänden, heißt es. Die am häufigsten gehaltene Delfinart, der Große Tümmler, schwimme in freier Wildbahn im Durchschnitt täglich zwischen 60 und 100 Kilometer und tauche bis zu 500 Meter tief. Ein Delfinarium könne diese Bewegungsfreiheit nicht bieten. Die vorgeschriebene Mindestgröße für ein Becken mit fünf Tieren betrage lediglich 400 Quadratmeter. Es sei "höchste Zeit, dieser Tierquälerei ein Ende zu setzen", verlangen die Piraten.

2012: Delfin-Drillinge erkunden das Gemeinschaftsbecken
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Foto: Probst, Andreas

Im Vorfeld der Expertenanhörung im Umweltausschuss haben sich gestern auch die Grünen positioniert. Zoos seien eine wichtige Säule der Naturbildung, sagte der tierschutzpolitische Sprecher der Fraktion, Martin-Sebastian Abel. Die Grünen träten aber auch für einen konsequenten Tierschutz ein. "Letzterer ist mit der Delfinhaltung in Duisburg nicht in Einklang zu bringen", sagte der Politiker. Die Schweiz habe schon im Mai 2012 ein Importverbot für Delfine beschlossen, da dort die hohen Ansprüche an die Haltung der Meeressäugetiere nicht erfüllt werden konnten. Der Duisburger Zoo habe eingeräumt, dass bei der Haltung der Delfine Psychopharmaka und andere Medikamente zum Einsatz gekommen seien.

Tierärztin im Zoo konter Kritik

Die Tierärztin des Duisburger Zoos, Kerstin Ternes, weist diese Darstellung zurück. Von den 17 Delfinen, die seit den 60er Jahren im Zoo starben, sei der Großteil an Altersschwäche verendet. Sie hält den bevorstehenden Wahlkampf für das Hauptmotiv der Kritiker. Der älteste Duisburger Delfin sei 35 Jahre alt - in freier Natur lebten Delfine im Durchschnitt nur acht bis knapp 18 Jahre. Derzeit gibt es neun Große Tümmler in den Delfinarien. Darunter sind zwei in freier Wildbahn geborene Tiere; die übrigen sieben wurden in Duisburg geboren. Seit 1982 sind nach Ternes' Angaben für den Zoo in Duisburg keine in freier Wildbahn lebenden Delfine mehr gefangen worden.

Der Revierleiter des Duisburger Delfinariums, Ulf Schönfeld, erklärte, die Becken fassten 3,6 Millionen Liter Meerwasser. Die Haltung von Delfinen sei kostspielig - die Zoos in Münster und Hamburg hätten ihre Becken aus finanziellen Gründen aufgegeben.

Rainer Deppe, Umwelt-Experte der CDU im Landtag, unterstützte den Duisburger Zoo. "Wir wollen, dass die Menschen Tiere wie Elefanten, Löwen und auch Delfine nicht nur im Fernsehen, sondern live hier im Land erleben können", sagte der Unions-Politiker. Der Duisburger Zoo erfülle alle Vorgaben und sei am Wohl der Tiere orientiert. Henning Höne, umweltpolitischer Sprecher der Liberalen, betonte, man müsse darauf achten, dass die Haltungsbedingungen von Zootieren immer zeitgemäß seien. Es reiche nicht, wenn die Delfine stressfrei lebten - sie müssten auch artgerecht gehalten werden.

(RP)
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