Neues Ortungs-System Die Polizei in NRW soll jetzt schneller zu Notfällen kommen
Mönchengladbach · Mittels GPS soll bald für die Polizei-Leitstellen in NRW der exakte Standort aller Polizisten im Einsatz und ihrer Fahrzeuge bestimmbar sein. Weshalb das Leben retten kann und welche Widerstände es gab.
Praktische Beispiele, in denen die neue Technik schon geholfen hat, gebe es unzählige, sagte Georg Lehnen, Leiter der Polizeiinspektion Mönchengladbach. Da war die Frau, die über den Notruf meldete, dass ihr Mann zusammengebrochen sei – das Herz. „Die Leitstelle schaut aufs System. Sieht, dass ein Hundeführer günstig steht“, beschreibt Lehnen. Innerhalb von zwei Minuten sei der Beamte da gewesen. „Der Mann hat überlebt.“

So arbeitet die Polizei in NRW
In Mönchengladbach lief die Pilotphase für die Technik, die derzeit auf ganz NRW ausgerollt wird. Im April sollen alle Behörden damit aufgerüstet sein. Mittels Standortbestimmung durch GPS kann dann jede Leitstelle auf dem Computermonitor jederzeit verfolgen, wo sich welches Fahrzeug befindet. Und im Bedarfsfall auch, wo sich jede einzelne Beamtin oder jeder Beamte im Einsatz befindet. Das lässt sich ein- und ausblenden. Denn die GPS-Technik steckt sowohl in den Fahrzeug- als auch in den Handfunkgeräten.
„Wir können Einsätze besser planen, wir sind schneller, wir können Leuten schneller helfen und wir können im Notfall die Kollegen besser schützen“, sagte Innenminister Herbert Reul (CDU) am Dienstag bei einem Besuch im Präsidium. Das werde die nordrhein-westfälische Polizei einen Riesenschritt nach vorne bringen.
Bei seinem Besuch demonstrierten die Mönchengladbacher Beamten die Funktionsweise anhand von fiktiven Szenarien. Erster Fall: Eine Streife in der Innenstadt meldet Schussgeräusche, dann bricht der Funkkontakt ab. Die Leitstelle sieht das Auto auf dem Computermonitor, sieht welche Wagen am nächsten dran sind, und lotst sie hin. Die Symbole dreier Streifenwagen zucken über den Bildschirm bis zum Einsatzort. Zweiter Fall: Ein Bürger meldet einen Überfall. Die Leitstelle koordiniert vier Wagen sternförmig darauf zu. Ohne die Technik müsste die Zentrale in solchen Situationen erst herumfragen, wo sich welche Streife befindet, und sie „blind“ koordinieren. Kann ein Einsatzteam sich nicht mehr melden, ist unklar, wo genau es in Not geraten ist.
Das Pilotprojekt ist im Spätsommer 2019 gestartet und sollte eigentlich nach rund eineinhalb Jahren beendet sein. Am Ende wurden mehr als drei Jahre daraus. Auch, weil es Widerstände gab, nicht zuletzt wegen Fragen des Datenschutzes. Beamte fürchteten, auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden: „Guckt der Reul sich am Ende des Jahres an, wer wo gestanden hat?“, fragte der Innenminister überspitzt.
„Bei uns war der Personalrat offen“, blickte Polizeipräsident Mathis Wiesselmann auf die Anfänge zurück. „Der glaubte nicht, wir wollten die Kollegen kontrollieren, sondern der glaubte, wir wollten was für die Kollegen tun.“
Auch technische Probleme hätten für Verzögerungen gesorgt. So musste man durch Ausprobieren herausfinden, in welchem Takt die Funkgeräte ihre Standortmeldungen absetzen müssen, damit einerseits die Darstellung auf dem Computermonitor einigermaßen flüssig läuft und andererseits das Mobilfunknetz der Polizei nicht überlastet wird. „Gerade bei großen Einsätzen wäre das schlimm“, so Thomas Volkmann, Leiter der Arbeitsgruppe GPS-Monitoring, bei der Präsentation am Dienstag. Zudem mussten Digitalfunk, Leitstellentechnik und Einsatzleitsystem miteinander verknüpft werden.
Das Pilotprojekt kostete rund eine Million Euro. Für die Ausweitung auf ganz NRW braucht es keine neue Technik, die GPS-Module sind in den Funkgeräten schon vorhanden. Arbeitsaufwand fällt für die Einstellung der IT-Systeme und Schulungen an. Von den Standorten, an denen die Einführung bislang erfolgt sei, gebe es bisher nur positive Rückmeldungen, heißt es.