„Unverhältnismäßiger Umfang“ Mathe-Abitur zu schwierig? Tausende Schüler beschweren sich per Online-Petition
Düsseldorf · Die Kritik an den Mathe-Prüfungen im NRW-Abitur wird immer lauter: Zu anspruchsvoll seien die Aufgaben gewesen und vor allem viel zu umfangreich. Was das Landesschulministerium dazu sagt, und wie Lehrer die Sache sehen.
Auch in diesem Jahr beschweren sich Tausende Schülerinnen und Schüler in NRW über die Mathe-Prüfungen im Abitur. Unter einer Online-Petition auf der Plattform change.org, die sich an den Petitionsausschuss des Landtags richten soll, sammelten sich bis Freitag mehr als 6200 Unterschriften. Der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben habe den der vergangenen Jahre deutlich übertroffen. Der Umfang sei sowohl für Leistungs- als auch für Grundkurse „unverhältnismäßig“ gewesen, heißt es in dem Text. „Deshalb fordern wir eine fachkompetente, unabhängige Prüfung der Mathematik-Abiturklausur 2022 im direkten Vergleich zu den Vorjahren.“ Sollte ein Gutachten bestätigen, dass die Bedingungen unfair waren, sollten die Bewertungskriterien angepasst werden.
Unter der Petition sammeln sich Kommentare, die die Prüfungen als „unzumutbar“, „viel zu schwer“ und vor allem als zu umfassend kritisierten. „Viel zu wenig Zeit eingeräumt, um die Aufgaben in diesem Schwierigkeitsgrad bewältigen zu können“, bemängelt ein Unterzeichner. „War viel schwieriger noch als die Klausur 2021, welche ich als Probeklausur gerechnet hatte“, schreibt eine andere. Zahlreiche Beiträge kommen auch von Eltern.
Es gibt neben dieser noch weitere Petitionen ähnlichen Inhalts mit zumeist deutlich weniger Unterschriften, sowohl aus NRW als auch aus anderen Bundesländern. Allerdings gibt es solche Reaktionen jedes Jahr. Darauf verweist auch das Landesschulministerium, indem es die Kritik ablehnt. Es sei „sichergestellt, dass die Prüfungsaufgaben lehrplankonform sind und den Standards entsprechen, also angemessen sind“, heißt es dort.
Auch der Präsident des nordrhein-westfälischen Lehrerverbandes, Andreas Bartsch, glaubt zunächst nicht daran, dass hinter den Klagen in diesem Jahr tatsächlich eine ungerechte Behandlung steckt. „Gerade in Mathe war es wohl so, dass die Aufgaben sehr umfangreich waren und Schüler damit zeitlich nicht hingekommen sind“, fasst er die Position der Kritiker zusammen. Aber sonderlich groß sei die Aufregung in diesem Jahr eigentlich nicht. „Es hat auch bundesweit nicht die Dimensionen wie zum Beispiel im letzten oder im vorletzten Jahr.“ Zudem durften die jungen Leute sich bei den Prüfungen erneut nicht nur zwischen drei, sondern zwischen fünf verschiedenen Aufgabenstellungen entscheiden. Diese Erleichterung sollte die Erschwernisse durch die Corona-Pandemie ausgleichen.
Das Landesschulministerium betont, dass Abituraufgaben von einer Kommission aus erfahrenen Lehrkräften entwickelt würden und mehrfach unterschiedliche Qualitätssicherungsmaßnahmen durchliefen. Dazu gehörten Prüfungen in der oberen Schulaufsicht und Praxis-Checks durch erfahrene Lehrkräfte. „Darüber hinaus begutachten Mathematikprofessorinnen und -professoren mehrerer Universitäten die Aufgaben wissenschaftlich.“