Wegen Corona-Pandemie NRW baut Lehrer-Reserve für das neue Schuljahr auf

Düsseldorf · Weil wegen der Corona-Pandemie viele Lehrkräfte ausfallen, will das NRW-Schulministerium vorzeitig mehr Lehrer einstellen. Die Opposition im Düsseldorfer Landtag übt Kritik an den Plänen.

 Eine Schülerin meldet sich in einem Klassenzimmer.

Eine Schülerin meldet sich in einem Klassenzimmer.

Foto: dpa/Marijan Murat

Mit Blick auf einen drohenden Personalmangel wegen der Corona-Pandemie will die NRW-Landesregierung mehr Lehrkräfte einstellen. Ein Teil der Lehrer, die für die auf neun Jahre verlängerte Gymnasialzeit benötigt werden, solle jetzt schon eingestellt werden, erklärte Staatssekretär Mathias Richter. Ursprünglich wären sie erst ab dem Schuljahr 2025/26 benötigt worden. Bis zu 3000 der 4000 geplanten Stellen können demnach schon früher besetzt werden, 800 von ihnen ab dem 12. August, wenn das neue Schuljahr mit dem Regelbetrieb startet.

Die neuen Lehrer müssen dabei jedoch flexibel sein: Mindestens die Hälfte der Zeit werden sie an ihrem Gymnasium arbeiten, für die restliche Zeit können sie jedoch auch an Real-, Haupt- oder Grundschulen eingesetzt werden, die Engpässe haben. Laut dem Schulministerium ist es dabei theoretisch möglich, dass die Lehrkräfte auch über den Schul- und Regierungsbezirk hinaus versetzt würden. Richter geht jedoch davon aus, dass es „zu schlauen Lösungen“ kommt, bei denen die Lehrer nicht Anfahrten aus dem Münsterland bis nach Sankt Augustin in Kauf nehmen müssen. Zusätzlich sollen an den Grundschulen 400 sozialpädagogische Fachkräfte vorzeitig eingestellt werden, die zwar keinen Unterricht erteilen dürfen, aber die Lehrer unterstützen sollen.

Als drittes Instrument können die oberen Schulbehörden nach eigenem Ermessen Vertretungskräfte für bis zu zwei Jahre befristet einstellen. Bislang konnten diese nur angeheuert werden, wenn es auch einen konkreten Anlass gab – beispielsweise eine Lehrerin aufgrund des Mutterschutzes ausfiel. Zudem sollen Referendare drei Schulstunden mehr als bislang unterrichten dürfen.

Richter zufolge soll es eine wöchentliche Überprüfung des Bedarfs geben. Bei der letzten Erhebung vor den Ferien war herausgekommen, dass 85 Prozent der Lehrkräfte Präsenzunterricht hätten anbieten dürfen. Ein Krankenstand von sechs bis sieben Prozent sei normal, der Rest sei auf Corona zurückzuführen. „Das ist auch unsere Erwartungen für den Schulstart“, sagte Richter.

Kritik kam von der Opposition: „Da, wo der Lehrermangel am eklatantesten ist, wird am wenigsten getan“, sagte Jochen Ott, schulpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, „dabei ist der Bedarf an Grund- und Hauptschulen sowie in der Sekundarstufe I an Gesamtschulen und an Berufskollegs am allergrößten.“ Diese soziale Ungleichheit sei durch Corona nochmals verschärft worden. Vor allem die sogenannten Brennpunktschulen hätten darunter zu leiden. „Da helfen auch sporadische Abordnungen nicht weiter.“ Er forderte eine Besoldungsanpassung mit A13 für die Lehrkräfte aller Schulen. Sigrid Beer, bildungspolitische Sprecherin der Grünen, sagte, wenn 15 Prozent der Lehrkräfte nicht im Präsenzunterricht einsetzbar seien, fehlten 30.000 Lehrkräfte. „Unbesetzte Lehrerstellen noch gar nicht eingerechnet.“

Anmerkung: Das Datum des Schulstarts war in einer vorherigen Version des Artikels nicht korrekt. Richtig ist der 12. August.

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