50 Akteure zusammengeschlossen NRW-Landesregierung will mit "Gigawattpakt" erneuerbare Energien stärken

Düsseldorf · Die Landesregierung will mit einem „Gigawattpakt“ erneuerbare Energien in Nordrhein-Westfalen stärken. Die Grünen kritisieren "Schneckentempo" und fordern wirksame Maßnahmen.

 NRW will mehr auf erneuerbare Energien setzen.

NRW will mehr auf erneuerbare Energien setzen.

Foto: dpa/Jan Woitas

Den Ausbau erneuerbarer Energien wollen in Nordrhein-Westfalen Landesregierung, Energieunternehmen, regionale Versorger und Kommunen voranbringen. In einem sogenannten „Gigawattpakt“ haben sich rund 50 Akteure zusammengeschlossen, um die Stromerzeugungskapazitäten aus erneuerbaren Energien im Bundesland bis zum Jahr 2028 auf fünf Gigawatt mehr als zu verdoppeln, wie NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) am Montag in Düsseldorf zum Start des Zusammenschlusses mitteilte. Die Grünen kritisierten, dass der Pakt erst dreieinhalb Jahre nach Ankündigung unterzeichnet worden sei.

Pinkwart erklärte, dass der russische Überfall auf die Ukraine deutlich gemacht habe, dass die große Abhängigkeit von fossilen Energieimporten schneller verringert werden müsse. Der „Gigawattpakt“ sei ein offener Prozess, der mit der Unterzeichnung durch die Gründungsmitglieder eingeleitet werde. Weitere Akteure aus der Region könnten beitreten und sich mit ihrem Beitrag einbringen, hieß es.

Die schwarz-gelbe Landesregierung listet als eigene Maßnahmen und eigene Beiträge für das gemeinsame Energieziel die Genehmigung von Windenergieanlagen auf Schadholzflächen in Wäldern auf sowie die Nutzung innovativer Photovoltaik-Anwendungen wie Agri- und Floating-Photovoltaik. Die Landesregierung will zudem weitere Möglichkeiten von Windenergiebauten auf Industrie- und Gewerbeflächen prüfen und geeignete Landesflächen für den Ausbau erneuerbarer Energien identifizieren. Das Unternehmen RheinEnergie nannte Ausbauvorhaben im Bereich Photovoltaik und Geothermie, Nachhaltigkeitsprojekte und die gemeinsame Entwicklung von Energiedienstleistungen mit weiteren Partnern.

Die energiepolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Wibke Brems, forderte konkretes Handeln der Landesregierung und weniger Ankündigungen. „Wenn die Landesregierung es ernst meint mit ihren Zielen und Bekenntnissen einer Kurskorrektur, sollte sie endlich wirksame Maßnahmen gegen ihrer Erneuerbaren-Blockade umsetzen“, betonte sie. „Dazu gehört, der längst überfällige Schritt die pauschalen 1000-Meter-Mindestabstände endlich abzuschaffen.“ Welchen Mehrwert der „Gigawattpakt“ in der Praxis habe, müsse sich zeigen.

„Minister Pinkwart feiert sich heute tatsächlich dafür, dass dreieinhalb Jahre nach der ersten Ankündigung der Gigawattpakt unterzeichnet wurde“, sagte Brems. „Ich kann nur hoffen, dass dieses Schneckentempo nicht sinnbildlich für die Umsetzung ist.“

NRW lag nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr beim Ausbau der Windenergiegewinnung im bundesweiten Länderranking auf Platz drei mit einem Nettozubau von 300 Megawatt. Bezogen auf Bevölkerungsdichte und Fläche nehme NRW unter den Flächenländern sogar den Spitzenplatz vor Schleswig-Holstein ein, hieß es. Bei der Photovoltaik, also der Umwandlung von Lichtenergie in elektrische Energie mittels Solarzellen, habe NRW den Zubau im Vergleich zum Vorjahr erneut steigern können und gegenüber 2016 vervierfacht auf nun rund 6,6 Gigawatt.

Zu den Erstunterzeichnern des „Gigawattpakts“ zählen über 30 Kommunen und Kreise wie die Städteregion Aachen, die Gemeinden Niederzier, Inden, Kall, Roetgen und Simmerath, der Rhein-Erftkreis sowie die Städte Bergheim, Brühl, Linnich, Schleiden, Stolberg und Zülpich. Beteiligte Stadtwerke und Regionalversorger sind unter anderem die Stadtwerke von Bergheim, Brühl, Düren und Kerpen. Beteiligte regionale Unternehmen sind die RWE Renewables GmbH, die EWV Energie- und Wasser-Versorgung GmbH und die RheinEnergie AG.

(ldi/epd)
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