Projekt der NRW-Landesregierung Digitalbus besucht Schulen – SPD findet das albern

Düsseldorf · Die Landesregierung will mit einem neuem Projekt Schwung in die Digitalisierung der Schulen bringen. Während die Ministerin darin nur einen ersten Aufschlag sieht, spottet die Opposition.

 Der Einsatz digitaler Lehrmittel wie von Tablets wird immer wichtiger.

Der Einsatz digitaler Lehrmittel wie von Tablets wird immer wichtiger.

Foto: dpa/Britta Pedersen

Während Bund und Länder über den Digitalpakt streiten, will die Landesregierung die Digitalisierung der Grundschulen mit einer neuen Initiative in Eigenregie voranbringen. In den kommenden Wochen soll ein Digitalbus auf Schulhöfen jeweils für eine Woche haltmachen. Dieses rollende Klassenzimmer ist unter anderem mit Tablets und Whiteboards, also interaktiven Tafeln, ausgestattet. „Um bei der Digitalisierung der Schulen voranzukommen, starten wir ein neues Projekt: die mobile Digitalwerkstatt für Grundschulen. Damit wollen wir die Digitalisierung für Schüler, aber auch für Lehrer erlebbar machen und anschaulich zeigen, wie der Unterricht in Zukunft aussehen kann“, sagte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP).

Die Digitalisierung der Schulen kommt in Deutschland nur schleppend voran. NRW zählt bei der Ausstattung im bundesweiten Vergleich zu den fünf Schlusslichtern, wie der Bildungsmonitor 2018 mit dem Schwerpunkt Digitales des Instituts der deutschen Wirtschaft im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft jüngst ermittelte. Der gesamte Investitionsstau an den Schulen wird landesweit auf rund acht Milliarden Euro geschätzt, erforderliche Ausgaben für die Digitalisierung sind da inbegriffen. In vielen Schulen hapert es bereits an einer zuverlässigen W-Lan-Verbindung.

Das Digitalbus-Angebot der Landesregierung richtet sich an Dritt- und Viertklässler, weil sich Schüler dieses Alters zunehmend eigenständig im Internet bewegten, heißt es im Schulministerium. Der mobile Truck soll alle 53 Schulamtsbezirke besuchen. Dabei wählen die Schulämter vor Ort geeignete Schulen aus, weil längst nicht alle zum Zuge kommen können. Bei der Auswahl spielen auch technische Kriterien eine Rolle, etwa ob Starkstrom vorhanden oder der Schulhof groß genug ist. Die Kosten für das Land beziffert das Schulministerium für ein Jahr auf rund 600.000 Euro.

In den Workshops sollen den Schülern digitale Grundkenntnisse vermittelt werden wie Programmierfähigkeiten und andere Medienkompetenzen. Lehrer sollen für den Unterricht Anregungen bekommen, auch Eltern sollen einbezogen werden. Nach einer ersten Testphase mit Stopps in Aachen und Dormagen soll der Bus am 14. Januar offiziell vorgestellt werden.

Jochen Ott, schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag, bezeichnete die Initiative als „albern“, weil die Schüler ohnehin digital unterwegs seien. „Wichtig wäre es, den Digitalpakt umzusetzen und die Schulen vernünftig auszustatten.“ Im Gegensatz zu den Jahren der rot-grünen Landesregierung sei nun ausreichend Geld dafür da.

Die Schulministerin räumte ein: „Das kann nur ein erster Aufschlag sein, weil wir damit zunächst nur an einem Teil der Grundschulen Station machen können, aber wir sind innerhalb eines Jahres in allen Regionen des Landes.“ Sie dringt weiterhin auf einen schnellen Abschluss des Digitalpakts: „Festzuhalten bleibt: NRW braucht dringend die eine Milliarde Euro aus dem ‚Digitalpakt Schule‘ des Bundes.“

Kurz vor den Weihnachtsferien hatten sich die Länder überraschend gegen die 5,5 Milliarden Euro Bundesmittel gesperrt, weil sie um ihre Handlungsfreiheit in der Zukunft fürchteten. Der Vermittlungsausschuss soll nun einen Kompromiss finden.

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