Steigende Nachfrage Bedürftiger Land rechnet mit langen Schlangen vor Tafeln in NRW

Düsseldorf/Essen · Nicht nur die Essener Tafel stößt an ihre Kapazitätsgrenzen. Auch an vielen anderen Tafeln in NRW dürften die Schlangen der Bedürftigen länger werden. Das vermutet die Landesregierung.

 Bedürftige warten vor der Tafel in Essen. (Archivbild)

Bedürftige warten vor der Tafel in Essen. (Archivbild)

Foto: Christoph Reichwein

Angesichts der steigenden Nachfrage Bedürftiger befürchtet die nordrhein-westfälische Landesregierung Engpässe bei weiteren Tafeln im Land. Die Zahl der Tafeln und ihrer Nutzer sei in den letzten Jahren gestiegen. Zwar sei auch die Menge der gespendeten Lebensmittel tendenziell steigend. "Aber nicht in der Geschwindigkeit, in der Nachfrage steigt", heißt es in einem Bericht von Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) für den am Mittwoch tagenden Gesundheits- und Sozialausschuss des Landtags. "Vor diesem Hintergrund ist zu vermuten, dass auch andere Tafeln ähnliche Probleme wie die Essener Tafel haben." Laumann verweist auf die Tafel in Marl, die seit Mitte 2017 aus Kapazitätsgründen an alleinstehende Männer keine neuen Berechtigungsscheine ausgebe.

Die Essener Tafel will ihren bundesweit umstrittenen Aufnahmestopp für Ausländer voraussichtlich Ende März aufheben. Sollte es erneut zu Kapazitätsengpässen kommen, wolle die Tafel Alleinerziehende, Familien mit kleineren Kindern sowie Senioren egal welcher Herkunft bevorzugt aufnehmen, hatte es in einer Erklärung nach einem Runden Tisch geheißen.

Es sei unbestritten, dass die Nachfrage nach Lebensmitteln bei der Essener Tafel durch den Zuzug von Flüchtlingen und Arbeitsmigranten zugenommen habe, heißt es in Laumanns Bericht. Der wachsende Bedarf korrespondiere aber nicht mit einer entsprechend größeren Menge an Lebensmitteln. "Es müssen bei großem Andrang Kriterien gefunden werden, wie diese begrenzten Mittel gerecht verteilt werden können", erklärte auch Laumann.

Eine direkte Unterstützung der privaten Tafeln durch das Land sei "leider nicht möglich", hieß es weiter. Die Landesregierung unterstütze die Arbeit der Tafeln aber indirekt, etwa durch ihre Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sowie "weitere passgenaue Angebote zur Armutsbekämpfung". Dazu gehöre etwa die Mittagsverpflegung von Kindern.

Dem 2012 gegründeten Landesverband der Tafeln NRW gehören nach Angaben des Ministeriums 112 lokale Tafeln an, die rund 430.000 Bedürftigen helfen. Davon seien 71 Tafeln als eingetragener gemeinnütziger Verein organisiert. Es gebe außerdem eine nicht bekannte Zahl an Tafeln, die nicht dem Landesverband angehörten. Bei allen Tafeln in NRW helfen den Angaben zufolge rund 15.000 Ehrenamtliche.

Bundesweit gibt es 936 Tafeln mit rund 2100 Ausgabestellen und 60.000 ehrenamtlichen Helfern, die bis zu 1,5 Millionen Bedürftige mit Lebensmitteln versorgen.

Die Essener Tafel nimmt seit dem 10. Januar keine Ausländer mehr als Neukunden an. Die Hilfsorganisation begründete ihr Vorgehen mit einem bereits sehr hohen Anteil an Ausländern unter ihren Kunden. Gerade ältere Menschen und alleinerziehende Mütter hätten sich von den vielen fremdsprachigen jungen Männern in der Warteschlange abgeschreckt gefühlt.

(skr)
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