Digitalisierung der Schulen Kommunen klagen über Digitalpakt

Düsseldorf · Nur wenige Hunderttausend Euro sind aus dem milliardenschweren Digitalpakt erst an die NRW-Schulen geflossen. Aus Sicht der Schulträger ist die Beantragung der Mittel zu kompliziert. Oft reden IT-Experten und Lehrer offenbar aber auch aneinander vorbei.

 Tablets sind im Schulunterricht noch eine Seltenheit. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Tablets sind im Schulunterricht noch eine Seltenheit. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Die  Beantragung von Mitteln aus dem Digitalpakt Schule muss aus Sicht von Vertretern der Kommunen deutlich erleichtert werden. „Die Landesregierung sollte besser ein verbindliches und landesweit geltendes Rahmenkonzept vorgeben, wie eine digitale Grundausstattung an den Schulen aussehen soll“, sagte Christoph Gerwers, Vorsitzender des deutschen Bildungsausschusses im Städte- und Gemeindebund, unserer Redaktion.

Es sei sehr kompliziert, das Geld zu beantragen: „Voraussetzung ist ein technisch-pädagogisches Einsatzkonzept, das die Schulträger gemeinsam mit den Lehrerkollegien ausarbeiten müssen“, so Gerwers. Da träfen nicht selten zwei Welten aufeinander: „Die IT-Experten der Kommunen kennen sich in ihrem Fach aus, aber nicht mit Pädagogik. Und die Lehrer stellen pädagogische Anforderungen an die digitalen Geräte, die nicht immer zu erfüllen sind.“ Hinzu kämen mangelnde Computerkenntnisse: „Sehr problematisch ist das fehlende IT-Wissen einiger Lehrer. Die Landesregierung müsste viel mehr Fortbildungen anbieten.“

 Eine kleine Anfrage der Grünen-Fraktion hatte ergeben, dass nach neun Monaten erst gut 400.000 Euro der insgesamt auf Nordrhein-Westfalen entfallenden 1,058 Milliarden Euro aus dem Digitalpakt abgeflossen sind. Weitere rund 87,4 Millionen Euro haben die Kommunen als Schulträger demnach beantragt, 38,4 Millionen Euro wurden bewilligt. Sigrid Beer, schulpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, hatte daraufhin gefordert, erfolgreiche Konzepte einiger Kommunen auch für andere Schulträger nutzbar zu machen.

Das allerdings hält Gerwers für den falschen Weg: „Es hilft auch nichts, die Medienkonzepte anderer Schulen abzuschreiben. Überall sind die Voraussetzungen andere, die digitale Ausstattung muss dem pädagogischen Konzept folgen.“ Neben dem komplizierten Antragsweg habe aber auch die Pandemie alles verzögert: „Die Corona-Krise hat die Beantragung der Mittel in vielen Kommunen gebremst.“ Seit Mitte März gehe es kaum voran. Das werde sich aber künftig bessern: „Ich gehe davon aus, dass die Kommunen im nächsten Jahr einen Großteil der Mittel abrufen werden.“

(kib)
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