Experten monieren Betreuungslücken NRW-Kindergärten sollen länger öffnen

Düsseldorf · Die Öffnungszeiten der etwa 11.000 nordrhein-westfälischen Kindergärten müssen nach Ansicht von Experten erweitert und "bedarfsgerechter" gestaltet werden. Das sei nötig, damit Eltern Beruf und Familie besser vereinbaren können, verlangten Sachverständige am Donnerstag bei einer Anhörung im Düsseldorf Landtag.

Das sind die Betreuungsquoten für unter Dreijährige
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Foto: dpa, Patrick Pleul

Derzeit gebe es für Eltern zu viele "Betreuungslücken", sagte der Vorsitzende des Landeselternbeirats der NRW-Kindertageseinrichtungen, Markus Quetting. Zudem seien die Betreuungsangebote in den Randzeiten zu teuer, weil sich die Träger mangels staatlicher Zuschüsse nicht entsprechend refinanzieren könnten. Er plädierte für Regelöffnungszeiten von Kitas zwischen 6.30 Uhr und 19 Uhr. Widerspruch kam von Vertretern der Kommunen.
Die bisherigen Öffnungszeiten seien völlig ausreichend, hieß es.

Der Kinderschutzbund beklagte "zunehmende Betreuung-Patchworks" aufgrund starrer Kita-Öffnungszeiten. Kinder würden häufig in mehreren Einrichtungen von unterschiedlichen Erziehern betreut. "Wir müssen flexibler werden bei der Finanzierung und dem Personal", erklärte die Vorsitzende des Kinderschutzbundes NRW, Marlis Herterich. Betreuungsangebote außerhalb der regulären Kita-Öffnungszeiten kosteten derzeit zusätzlich bis zu 360 Euro im Monat und seien für Geringverdiener nicht finanzierbar.

Laut Gesetz müssen Eltern pro Woche feste Kita-Betreuungszeiten von 25, 35 oder 45 Stunden buchen. Änderungen sind nur vor Beginn neuer Kindergartenjahre möglich. Die meisten Eltern wählen laut NRW-Familienministerium 35 Stunden, eine zunehmende Zahl entscheidet sich für 45 Stunden und mehr. Bei der Anhörung kritisierten die Verbandsvertreter, das Gesetz lasse "keine Flexibilität" bei den Betreuungszeiten zu. Insbesondere Berufstätige und Studenten hätten Probleme, ein "passgenaues Betreuungsangebot" für ihren Nachwuchs zu finden.

Die Wohlfahrtsverbände beklagten, dass ein Betreuungsbedarf von über 45 Kita-Stunden unter den derzeitigen gesetzlichen Vorgaben nicht realisiert werden könne. Mit der Koppelung der Kindspauschalen an die Betreuungszeiten könnten "keine Vorhaltezeiten" finanziert werden. Eine Möglichkeit, Betreuungslücken zu schließen, sehen die Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege in der Zusammenarbeit zwischen Kitas und Tagespflege. Eine Abstimmung könne über die Familienzentren erfolgen.

Der Leiter des Sozialpädagogischen Instituts NRW, Rainer Strätz, warnte vor "zu langen Aufenthaltszeiten" in Kitas. Kinder reagierten darauf nicht selten mit einer "demonstrativen Nichtbeachtung" ihrer Eltern und "feindseligem Verhalten". Da Kleinkinder ihre Emotionen vor allem im Kontakt mit ihren Eltern regulierten, müsse "eine Balance zwischen Familien- und öffentlicher Betreuung" gefunden werden, erklärte Strätz.

(KNA)
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