Jeder Dritte unterrichtet fachfremd Grundschulen in NRW fehlen Sportlehrer

Düsseldorf · Sport wird an Grundschulen in Nordrhein-Westfalen immer häufiger von fachfremden Lehrern unterrichtet. Gewerkschaften befürchten, dass Seiteneinsteigern die nötige Qualifikation fehlt. Die Sportlehrer selbst vermissen die Wertschätzung für ihre Arbeit.

 Sportunterricht an einer Grundschule (Symbolbild).

Sportunterricht an einer Grundschule (Symbolbild).

Foto: Miguel Villagran / dpa

Hinzu kommt: Die Zahl der angehenden Grundschullehrer, die an einer NRW-Hochschule im Fach Sport eine Zweite Staatsprüfung ablegen, ist rapide gesunken. Waren es 2011 noch 237, wurden für 2016 nur noch 100 Abschlüsse registriert. "Gesicherte Erkenntnisse über die Ursachen für den Rückgang liegen nicht vor", teilte das Ministerium mit. In der Grundschule gibt es grundsätzlich einen Lehrer-Engpass. Der sei auf die seit 2009 verlängerte Lehrerausbildung und die Zuwanderung der vergangenen Jahre zurückzuführen. Um die Neuankömmlinge zu unterrichten, waren Tausende zusätzliche Lehrer nötig.

Im Sport versuche man mit der Öffnung des Fachs für Seiteneinsteiger gegenzusteuern, teilte das Ministerium weiter mit. Das geschehe über die Einstellung von Lehrern von weiterführenden Schulen und mit Qualifizierungsangeboten. So wurden seit 2015 laut Ministerium 650 Lehrkräfte nachqualifiziert. Sie verfügten jetzt über eine unbefristete Unterrichtserlaubnis für Sport.

Lehrerverband vermisst Wertschätzung

Die Gewerkschaften kritisieren die Maßnahmen als unzureichend. Der Abitur-Notenschnitt als Zugangsvoraussetzung für das Grundschullehramt sei zu hoch, und mit Aufnahmeprüfung und Leistungsnachweisen in verschiedenen Sportbereichen schrecke man noch einmal Kandidaten ab, neben den Pflichtfächern Deutsch und Mathematik Sport als drittes Fach zu belegen, heißt es. "Die Folge ist, dass Kollegen es vorziehen, über Sportvereine oder berufsbegleitend Qualifikationen zu erwerben. Um Kindern im Grundschulalter Freude am Sport zu vermitteln, ist aber grundlegendes Wissen über Methodik und Didaktik entscheidend", monierte Anne Deimel, Vize-Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) in NRW. In den Seiteneinsteigern sieht sie kein Allheilmittel: "Sportunterricht mit Grundschulkindern ist mit Sport im Verein nicht zu vergleichen."

Berthold Paschert von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in NRW bemängelte die unterschiedliche Personalausstattung der 2812 Grundschulen mit qualifizierten Sportlehrern: "Insgesamt können wir nicht von einer gleichmäßigen Verteilung im Land ausgehen." Michael Fahlenbock, Vorsitzender des Deutschen Sportlehrerverbands, macht eine fehlende Lobby für Sportlehrer für die fehlende Attraktivität des Berufs aus: "Mangelnde Wertschätzung für ein Unterrichtsfach führt zu mangelndem Interesse und abnehmendem Engagement", sagte er.

(klü)
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