Bürgermeister-Brandbrief zur Flüchtlingspolitik Ein Dokument der Erschöpfung

Meinung | Düsseldorf · Die Stimmung kippt. Jetzt laufen auch die Bürgermeister Sturm gegen die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin. Merkels "Das schaffen wir" setzen sie ein "Mehr geht nicht" entgegen. Der Forderungskatalog, von 215 Bürgermeistern unterzeichnet, ist ein Dokument der Erschöpfung.

Flüchtlinge NRW: So verteilen sie sich auf die Städte
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In diesen NRW-Städten sind die meisten Flüchtlinge untergebracht

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Foto: dpa, awe

Tatsächlich fehlt es inzwischen an allem: an Unterkünften, Betten, Decken - manchmal auch an Hilfsbereitschaft. Die Städte sehen sich zur Abwehr gezwungen, während die Kanzlerin den Flüchtlingen Tür und Tor öffnet. Die Lösungsvorschläge lesen sich wie ein Handbuch zur Grenzsicherung. Zwar fordert niemand eine Mauer, wohl aber soll alles getan werden, die Flüchtlinge draußen zu halten. Sie sollen offenbar bleiben, wo der Pfeffer wächst — am besten im Herkunftsland, notfalls in sicheren Drittstaaten wie der Türkei, wie Griechenland oder Italien.

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Die nicht nur gefühlte Überforderung hat einen realen Hintergrund. Unsere Bürokratie ist auf Notsituationen nicht eingerichtet. Es fehlen Krisenmanager und Konzepte. Der gelernte Ruf nach Hilfe von oben geht ins Leere. Deshalb ist die Forderung nach einer zentralen, vom Bund organisierten Flüchtlingsaufnahme nachvollziehbar. Und deshalb ist es verständlich, dass die Bürgermeister mit einem Einwanderungsgesetz regeln wollen, wer willkommen ist. Bei all ihrer Sorge vergessen die Stadtväter aber, dass der Zustrom auch Chancen für ihre Region birgt. Integration ist eine Herausforderung, die nur vor Ort bewältigt werden kann. Am besten von Mensch zu Mensch.

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(RP)
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