Verkehrssicherheit in NRW Brücken-TÜV soll Sicherheit genauer checken

Berlin/Düsseldorf · Nach der Brücken-Katastrophe in Genua sollen in Deutschland die Brückenkontrolleure verstärkt auf Sicherheit und weniger auf Nebenaspekte achten. Dies kündigt der Bundesverkehrsminister an – NRW begrüßt den Schritt.

Eine von vielen maroden Brücken in Deutschland: die A40-Rheinbrücke Neuenkamp in Duisburg (Archivbild).

Eine von vielen maroden Brücken in Deutschland: die A40-Rheinbrücke Neuenkamp in Duisburg (Archivbild).

Foto: dpa/Arnulf Stoffel

Nach der Autobahn-Katastrophe in Genua will Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) die Sicherheit von Brücken in Deutschland gezielter unter die Lupe nehmen. Künftig solle bei den regelmäßigen Untersuchungen die „Tragfähigkeit oder die Bauwerkssituation“ bei der Bewertung einer Brücke Vorrang haben, wogegen kleinere Schäden wie Schlaglöcher oder fehlende Sprossen an Brückengeländern keine große Rolle mehr spielen sollen. „Mit dieser Art Brücken-TÜV können wir noch genauer den aktuellen Zustand der Brücken abbilden“, sagte Scheuer der „Bild am Sonntag“.

Das nordrhein-westfälische Verkehrsministerium begrüßte die für Ende 2018 geplante Änderung des Prüfindex: „Das mag vernünftig sein, um sich auf das Wesentliche bei den Brückenkontrollen zu konzentrieren“, sagte ein Sprecher. Dies bedeute nicht, dass weniger wichtige Schäden unbeachtet bleiben: „Beschädigte Geländer müssen repariert werden, aber bei der Bewertung einer Brücke sollte die Stabilität entscheidend sein.“

Scheuer erklärte, die Änderung sei „unabhängig von den Ereignissen in Genua“ entschieden worden. Die Bürger könnten dem deutschen Kontrollsystem vertrauen, Deutschland habe „im internationalen Vergleich die schärfsten Kontrollen“. Grundsätzlich würden die Brücken hierzulande alle drei beziehungsweise sechs Jahre mit einer Einfach- und Hauptprüfung gecheckt, hinzu kämen jährliche und halbjährliche Kontrollen.

Er räumte aber auch ein, dass es einen enormen Sanierungsstau bei Brücken in Deutschland gibt. Nur 80 Prozent von ihnen seien in einem „guten bis sehr guten baulichen Zustand“. Rund 2500 der vom Bund betreuten 52.000 Brückenkonstruktionen hätten hohe Priorität beim Sanieren. Dazu gehören in Nordrhein-Westfalen der Neubau der Leverkusener Autobahnbrücke, eine neue Rheinbrücke für die A 40 in Duisburg und die Erneuerung der Lennetalbrücke in Hagen.

Scheuer sagte, dieses Jahr würden 1,3 Milliarden Euro für „sanierungsbedürftige Brücken“ ausgegeben, bis 2022 werde der Betrag auf 1,6 Milliarden Euro im Jahr steigen.

In Italien wuchs die Zahl der Toten bei der Katastrophe auf 43. Die Regierung will dem Betreiber der Autobahn die Lizenz entziehen und lehnt dessen Angebot ab, 500 Millionen Euro zu investieren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort