Einsatz in NRW zur Kriminalitätsbekämpfung Nicht nur die Polizei nutzt Drohnen

Düsseldorf · Sie machen Fotos von Dorfkirchen und sollen Cannabis-Plantagen aufspüren: Doch ihr Einsatz ist umstritten. NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) hat bestätigt, dass die Polizei seit dem Jahr 2009 zwei Überwachungsdrohnen mit elektrischem Antrieb in NRW einsetzt.

Die Drohnen der Militärs
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Die Drohnen der Militärs

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Nur von einem leisen Sirren begleitet, halten sich die insektenähnlichen Geräte minutenlang still in der Luft. Über meist vier oder sechs kleine Rotoren lassen sich die Drohnen auch aus weiter Ferne leicht vom Computer oder über Funk in jede Richtung lenken. Offiziell heißen die Geräte "unbemannte Flugkörper" — weil es weniger bedrohlich klingt.

Ausgestattet mit hochauflösenden Videokameras liefern die Drohnen brillante Bilder, in die mittels Videobearbeitung auch hineingezoomt werden kann. Alternativ zu den Videokameras können die Geräte, je nach Einsatzart, auch mit Foto- oder Wärmebildkameras und Sensoren ausgestattet werden.

Die Geräte der Firma AirRobot, die künftig von der Landespolizei über NRW gesteuert werden, heißen AR 100B und AR 200-X6. Die etwa ein Meter großen und ein Kilo schweren Flugkörper haben rund 64 000 und 69 000 Euro gekostet. Sie zeichnen sich laut Hersteller unter anderem durch die große Reichweite und lange Flugdauer aus. Sie können bis zu einem Kilometer hoch steigen und dabei "Nutzlasten bis zu 600 Gramm, einschließlich einer HD-Videokamera" tragen. Die Geräte sollen für Überwachungen und bei der Suche von Vermissten eingesetzt werden.

Die Bundeswehr nutzt Drohnen seit 1998

Was für die Polizei in NRW Neuland ist, nutzen andere Polizeibehörden und die Bundeswehr schon länger — etwa für Überwachungsflüge oder zur Spionage über Grenzen hinweg. Bereits 1998 setzte die Bundeswehr im Kosovokrieg Aufklärungsdrohnen ein. Auch die Inspektionen der UN-Waffeninspektoren im Irak 2003 wurden von Drohnen unterstützt.

Im Juni 2012 wurde die Nummer zwei des Terrornetzwerks Al Qaida, Abu Jahja el Libi, durch einen Drohnenangriff getötet. In den Niederlanden versucht die Polizei, mit speziell ausgerüsteten Drohnen Gewächshäuser zu überwachen, um Cannabisanbau aufzuspüren. Behörden in Niedersachsen und Sachsen nutzen Drohnen ebenfalls bereits testweise für die Aufklärung.

Auch nicht-militärische Einsätze der Flugkörper werden immer häufiger. Auf der weltweit größten Informationstechnikmesse CeBIT werden seit 2011 Drohnen ausgestellt. Im zivilen Einsatz finden sie Gebrauch etwa in der Luftbildfotografie. In Schleswig-Holstein zum Beispiel nutzt ein Pastor einen Quadrocopter, eine Drohne mit vier Rotoren, um Dorfkirchen aus der Luft zu fotografieren.

Einsatz bei der Landvermessung

Auch zur Datenerhebung etwa in der Landwirtschaft oder in der Landvermessung sind die Geräte nützlich. In Windparks erforschen sie den sogenannten Windpark-Effekt, die von den Rotoren erzeugten Luft-Turbulenzen. In Bayern haben Landwirte sogar getestet, ob vorausfliegende Drohnen dazu geeignet sind, ruhende Rehkitze im hohen Gras orten zu können, bevor sie von einem Mähdrescher erfasst werden. Darüber hinaus wurde auch der Einsatz von fliegenden Messsonden bei Großbränden ausprobiert.

Die Umweltschutzorganisation Sea Shepherd Conservation Society setzte vor gut einem Jahr einen unbemannten Flugkörper ein, um das Flaggschiff der japanischen Walfangflotte, die Nisshin Maru, auf hoher See aufzuspüren. Die Drohne war der Organisation von einer US-Firma gespendet worden.

Auch Unternehmen nutzen die Geräte

Je nach Einsatzart gibt es die unbemannten Flugkörper in unterschiedlicher Größe — von wenigen Zentimetern bis zu mehreren Metern. Die Schwebeplattformen können durchschnittlich eine halbe Stunde in der Luft bleiben, bevor die Batterie wieder aufgeladen werden muss. Einsteigermodelle können bereits für ein paar Hundert Euro gekauft werden. Sie werden einfach über das Smartphone gesteuert.

Zunehmend nutzen auch Unternehmen Drohnen — etwa zur Inspektion von Pipelines, Chemieanlagen und auf Baustellen. So zum Beispiel in Köln, als im März 2009 im Zuge von Bauarbeiten an der Nord-Süd-Stadtbahn das historische Stadtarchiv einstürzte. Die Rettungskräfte hatten es schwer, sich einen Überblick über den riesigen Schuttberg zu verschaffen. Der Einsatz eines Hubschraubers verbot sich. Der durch Rotorblätter erzeugte Luftdruck hätte unabsehbare Folgen gehabt. Aufnahmen von den umliegenden Gebäuden ermöglichten keine direkte Draufsicht auf die Unglücksstelle. Also wurde eine Drohne angefordert, die etliche Fotos von dem Gelände machte.

Doch trotz aller Nützlichkeit — das Ganze bleibt umstritten, wie an der aktuellen Diskussion im Landtag erkennbar ist. Und in der Luftverkehrsordnung steht nur, die Fluggenehmigung werde von den jeweiligen Landesluftfahrtbehörden erteilt, "wenn die beabsichtigten Nutzungen (...) die Vorschriften über den Datenschutz nicht verletzen".

(RP/das/csi)
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