Neue Lockdown-Regeln NRW-Schüler bleiben zu Hause

Düsseldorf · Alle Jahrgänge wechseln nach den Ferien bis zum 31. Januar in den Distanzunterricht. An den Schulen findet nur eine Notbetreuung statt. Kitas reduzieren ihre Betreuungsumfänge. Eltern sorgen sich um Qualität des Digitalunterrichts.

 Das leere Klassenzimmer einer Grundschule. (Archiv, Symbol)

Das leere Klassenzimmer einer Grundschule. (Archiv, Symbol)

Foto: dpa/Britta Pedersen

Alle Schüler in Nordrhein-Westfalen werden nach den Ferien wieder zu Hause unterrichtet, auch die Abschlussjahrgänge. Für die Klassen eins bis sechs soll es lediglich eine Notbetreuung geben. „Ich habe mich lange vehement für Präsenzunterricht eingesetzt. Dieser Kampf war richtig“, sagte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch nach einer Sondersitzung des Landeskabinetts. Der Lockdown-Beschluss der Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin vom Vortag lasse aber nur wenig Spielraum.

In den Kitas wird die Betreuungszeit jeweils um zehn Stunden wöchentlich gekürzt. Wenn irgend möglich sollten Eltern ihre Kinder zu Hause behalten, sagte NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP). Es werde nur noch feste Gruppen geben. Die Maßnahmen in Schulen und Kitas gelten zunächst bis zum 31. Januar.

Die Landesregierung vollzieht damit eine Kehrtwende in der Bildungspolitik. Die beiden FDP-Minister hatten bisher darauf gedrungen, Schulen und Kitas so lange wie möglich offen zu halten und dabei mit niedrigen Ansteckungsraten in den Einrichtungen argumentiert.

Anhaltend hohe Infektions- und Todeszahlen sowie Ungewissheit über die Ausbreitung von Virus-Mutationen erforderten nun aber ein Umdenken, sagte Vizeministerpräsident Stamp. Angesichts der dramatischen Lage relativiere sich die von ihm abgegebene Bildungsgarantie: „Mir war aber wichtig, dass es keine Betretungsverbote für Kitas mehr wie im Frühjahr gibt.“ Der Familienminister hatte vor Weihnachten mehrfach betont, mit ihm werde es keine landesweiten Schließungen von Kitas und Schulen geben.

Der Distanzunterricht startet Gebauer zufolge frühestens am Montag. Sollten die Schulen zur Vorbereitung noch etwas Zeit brauchen, könne der Schulbeginn nach den Weihnachtsferien auch auf den kommenden Mittwoch verschoben werden. Mit der klaren Entscheidung für den Distanzunterricht werde auch eine Doppelbelastung der Lehrer vermieden. Klassenarbeiten sollen bis Ende Januar nur in absoluten Ausnahmefällen noch geschrieben werden.

Zur Notbetreuung sagte Gebauer, es handele sich dabei um ein Angebot an Familien, die ihre Kinder im Distanzunterricht nicht unterstützen könnten oder in denen das Kindeswohl gefährdet sei. Während der Notbetreuung finde zwar kein regulärer Unterricht statt. Die Schüler würden aber bei der Erledigung ihrer Aufgaben in der Schule unterstützt. Um die Betreuung in Anspruch zu nehmen, müssten Eltern nicht in systemrelevanten Berufen arbeiten, stellte sie klar. Für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf gilt das Betreuungsangebot auch in den höheren Klassenstufen.

Eltern und Lehrer äußerten sich skeptisch zum Wechsel in den Distanzunterricht: „Die Eltern sehen ein, dass es zurzeit nicht anders geht“, sagte die Landesvorsitzende des Elternvereins, Andrea Heck, unserer Redaktion. Es dürfe aber nicht länger vom einzelnen Lehrer abhängig sein, wie gut der Distanzunterricht tatsächlich funktioniere: „Die Schulministerin muss klare Vorgaben zum Distanzunterricht machen.“ Bisher gebe es nur Empfehlungen.

„Jetzt stellt es sich als Fehler heraus, dass die Schulministerin sich über lange Zeit auf den Präsenzunterricht konzentriert hat“, sagte Andreas Bartsch, Landesvorsitzender des Lehrerverbands unserer Redaktion. Bayern sei inzwischen flächendeckend auf Digitalunterricht vorbereitet und könne problemlos wechseln.

Die SPD-Opposition forderte den Verzicht auf Halbjahreszeugnisse für die Sekundarstufe I und aufs Sitzenbleiben. „Es ist kein normales Schuljahr, also sollte man auch nicht so tun“, sagte Vize-Fraktionschef Jochen Ott.

(kib)
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