Nasenabstrich statt Lolli-Tests für Kita-Kinder Keiner will Kämpfe im Kinderzimmer

Meinung | Düsseldorf · Bei dieser angedachten Neuerung sehen viele Eltern jetzt schon Rot. Sie haben wenig Lust, unwilligen Kleinkindern regelmäßig mit dem Corona-Teststäbchen zu Leibe zu rücken. Bessere Tests, die keiner mehr machen will? Das ist keine so gute Strategie.

Ein Fünfjähriger macht einen Coronatest (Symbolbild). Es kommt bei jeder Teststrategie auf die Mitwirkung der Familien an.

Ein Fünfjähriger macht einen Coronatest (Symbolbild). Es kommt bei jeder Teststrategie auf die Mitwirkung der Familien an.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

NRW erwägt bei den Corona-Tests für Kita-Kinder eine Umstellung von Lolli- auf Nasenabstrichtests. Eltern sehen Rot, wenn sie das hören. Auch, wenn das Land ausdrücklich betont, dass die Teststäbchen nicht besonders tief in die Kindernasen gesteckt werden sollen. Wer gelegentlich ein unwilliges Kleinkind davon überzeugen muss, sich die Schniefnase auch nur putzen zu lassen, hat überhaupt keine Lust, dem Kind auch noch gegen seine Bereitschaft längere Zeit mit einem Stäbchen in der Nase herumzuarbeiten. Oder, um diesen Vorgang aus Sicht der Kleinen anzugehen: Diese Situation ist einfach unangenehm.

Schon die Vorstellung von möglichen Kämpfen im Kinderzimmer verärgert jetzt viele Menschen. Und wenn es so kommt, dann droht mit jedem negativen Test bei entnervten Vätern und Müttern einmal mehr das Gefühl: Der ganze Terz war nicht einmal nötig.

Diese emotionale Komponente ist der große Haken an der angedachten Änderung. Sie provoziert Unwille und Maßnahmen-Müdigkeit bei denen, deren Mitwirkung gefragt ist. Die Landesregierung geht davon aus, dass die Ergebnisse von Nasen-Tests aussagekräftiger sind als die von Lollitests. Das mag sein. Aber man muss diesen Vorteil gegenrechnen gegen den Umstand, dass insgesamt weniger getestet werden wird, wenn bei den Familien die Bereitschaft dazu schwindet.

Die Folgen davon passen natürlich zum allgemeinen Trend. Einen Überblick über Infektionsraten gibt es eigentlich nur noch dort, wo konsequent anlasslos getestet wird, beispielsweise in Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Fast überall sonst gilt: Wer sich wie testen lässt, liegt im Wesentlichen an Willen und Einsicht des Einzelnen. Aber in Kitas kommt es auf diese Einsicht besonders an. Unter Kindern und Personal verbreiten sich Infektionen in Rekordgeschwindigkeit. Je weniger Familien zu Hause gewissenhaft testen, desto weniger funktionieren die Corona-Tests noch als Frühwarnsystem, um die Gruppen zu schützen.

Eigentlich ist es so simpel: Wenn man will, dass möglichst viele Menschen zu einer Sache beitragen, dann muss man es ihnen so bequem wie möglich machen. Vielleicht lässt es NRW doch besser einfach bei den Lollitests.

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