Interview mit Sylvia Löhrmann "Mit Mathe habe ich mich schwerer getan"

Düsseldorf · Der letzte Schultag bricht am heutigen Freitag in NRW an. Dass es bei der Zeugnis-Vergabe nicht immer Positives gibt, hat auch die Schulministerin schon erfahren. Sylvia Löhrmann erinnert sich an eine Fünf in Mathematik. Den Eltern rät sie zu mehr Gelassenheit im Umgang mit Noten.

Welche Erinnerungen verbinden Sie mit den Zeugnistagen? Gute oder schlechte?

Löhrmann Mit jedem Zeugnis ist eine Etappe verbunden, hoffentlich eine erfolgreiche. Wichtig ist, dass die Bewertungen als gerecht empfunden werden. Über gute Noten habe ich mich als Lehrerin mit meinen Schülern gefreut und ihnen bei schlechten Noten Mut gemacht.

Was war Ihr Lieblingsfach? War das auch das Fach mit den besten Noten?

Löhrmann Ich bin insgesamt gerne zur Schule gegangen und habe gerne gelernt. Englisch, Deutsch und Sport zählten zu meinen Lieblingsfächern, dabei haben die Noten zwischen zwei und drei geschwankt. In Religion war ich besonders gut.

Hatten Sie ein Angstfach?

Löhrmann Nein, kein Angstfach, aber mit Mathe habe ich mich schwerer getan.

Und die Kopfnoten?

Löhrmann Die lagen zwischen eins und drei; mündliche Beteiligung — sprich: diskutieren — war dabei schon immer eine meiner Stärken. Nach dem Motto: lieber mitmachen als langweilen.

Gab es mal ein Zeugnis, mit dem Sie sich nicht nach Hause trauten?

Löhrmann Ja, einmal, als ich auf einem Zwischenzeugnis eine Fünf in Mathe hatte.

Welche Belohnung gab es für gute Noten?

Löhrmann Vom Opa in Essen eine Dauerkarte für die Gruga.

Wie wichtig ist ein gutes Zeugnis?

Löhrmann Zeugnisse sind natürlich wichtig, denn sie geben ein wichtiges Feedback und zeigen, welchen Leistungsstand ein Schüler erreicht hat, wo Stärken und Schwächen liegen. Das ist dann ein Ausgangspunkt für die individuelle Förderung. Zeugnisse sollen dazu anspornen, weiter zu lernen. Deswegen sollten sie von Lehrkräften und Eltern pädagogisch begleitet werden. Kinder dürfen keine Angst haben, nach Hause zu kommen, weil sie das Gefühl haben, dass ihr Zeugnis nicht gut genug ist.

Die Zahl der Beschwerden und Widersprüche gegen Noten steige, klagen die Lehrer. Warum verlieren die Eltern das Vertrauen in die Schule?

Löhrmann Eltern machen sich Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder, das kann ich gut verstehen. Denn viele Eltern stammen aus den geburtenstarken Jahrgängen und kennen nur die Situation, dass sie immer zu viele waren — in der Schule, bei der Lehrstellensuche, an der Uni. Für sie ist die Vorstellung fremd, dass sich in Zukunft die Unternehmen stärker um den Nachwuchs bemühen müssen. Wenn Eltern der Meinung sind, dass ihre Kinder ungerecht behandelt werden, dann ist es ihr gutes Recht, dagegen anzugehen. Auf der anderen Seite dürfen Lehrer aber auch erwarten, dass Eltern ihre pädagogische Kompetenz anerkennen. Schule und Elternhaus sollten sich als Partner verstehen und im Gespräch bleiben.

Haben Ziffernnoten Zukunft?

Löhrmann Ziffernnoten haben Vor- und Nachteile. Einerseits sind sie einfach, und jeder kann sich darunter etwas vorstellen, andererseits sagen sie wenig über die Entwicklungen und Perspektiven eines Kindes aus. Entscheidend ist, die Lernentwicklung von Schülern kontinuierlich in den Blick zu nehmen und sie individuell zu fördern.

Frank Vollmer stellte die Fragen.

(fvo)
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