Spitzenkandidat in NRW setzt sich von Rösler ab Lindner legt FDP "anderes Auftreten" nahe
Hamburg · Der FDP-Spitzenkandidat in Nordrhein-Westfalen, Christian Lindner, hat seine Partei vor einem Konfliktkurs in der Berliner Koalition gewarnt. "Ich rate davon ab, den NRW-Wahlkampf nach Berlin zu tragen. Das hilft keinem", sagte Lindner am Dienstag "Spiegel online".
Der erhebliche Vertrauensverlust der FDP "erfordert ein anderes Auftreten", sagte er. "Vertrauen gewinnt man nicht durch Lautstärke zurück, sondern indem man die eigene Politik erklärt."
Er habe der NRW-FDP eine Verbindung aus Selbstbewusstsein und Bescheidenheit empfohlen, sagte Lindner weiter. "Diese Souveränität wünsche ich mir von meiner FDP insgesamt, gerade in kritischen Situationen."
Damit setzt sich Lindner auch vom Kurs des Parteivorsitzenden Philipp Rösler ab. Gegenüber der Bundespartei hätten die Liberalen "in NRW durchaus eine etwas andere Akzentuierung vorgenommen", sagte Lindner. Er nannte dabei "die Priorität der Entschuldung". Es sei "ein liberales Traditionsthema, auf die Grenzen der staatlichen Handlungsfähigkeit zu achten". Das habe in der Schuldenkrise eine neue Aktualität.
Lindner war am vergangenen Sonntag nahezu einstimmig zum Spitzenkandidaten bei der Landtagswahl am 13. Mai gewählt worden. Dabei hatte er eine "Selbstkorrektur" der FDP in der Steuerpolitik angekündigt. Die Haushaltskonsolidierung müsse Vorrang vor Steuersenkungen haben.
In Berlin gebe es genügend Themen, bei denen die Koalitionspartner an einem Strang ziehen und alle davon profitieren könnten. Ein Beispiel sei die Haushaltspolitik. "Es ist möglich, bereits 2014 im Bund eine schwarze Null zu schreiben. Das wäre ein gemeinsamer Erfolg", sagte Lindner.
Auch in der Diskussion um Hilfen für die entlassenen Mitarbeiterinnen der insolventen Drogeriemarkt-Kette Schlecker distanzierte sich Lindner deutlich von Rösler. Zu dessen Äußerung, die arbeitslosen Frauen sollten sich "selbst um eine Anschlussverwendung bemühen", sagte Lindner: "Ich formuliere anders. " Rösler hatte mit seiner Äußerung das Nein der FDP zu einer Auffanggesellschaft für die Schlecker-Beschäftigten begründet.