Infektionsschutz in Schulen Lehrer warnen Ministerin Gebauer vor Aus für Maskenpflicht

Düsseldorf · Der Präsident des Nordrhein-Westfälischen Lehrerverbands, Andreas Bartsch, fordert ein Festhalten an den geltenden Infektionsschutzregeln vor den Sommerferien. Der Impffortschritt gebe Lockerungen bei der Maskenpflicht noch nicht her.

 Eine medizinische Maske in einem Klassenraum.

Eine medizinische Maske in einem Klassenraum.

Foto: dpa/Matthias Balk

Der Vorstoß aus der Bundespolitik, die Maskenpflicht zu lockern treibt kurz vor den Sommerferien Lehrer, Schüler und Eltern in Nordrhein-Westfalen um. Der Präsident des Nordrhein-Westfälischen Lehrerverbands, Andreas Bartsch, sagte unserer Redaktion: „Ich bin skeptisch und halte den Vorstoß aus der Bundespolitik für völlig unverantwortlich. Hoffentlich kommt niemand hier in NRW auf die Idee, dass man noch für die letzten drei Wochen vor den Ferien die Maskenpflicht an den Schulen abschafft.“ Das Tragen der Masken sei gelernt und akzeptiert.

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatten sich offen für Lockerungen bei der Maskenpflicht gezeigt. Diese gelten insbesondere noch in Schulen und im öffentlichen Personennahverkehr.

Bislang seien schätzungsweise gerade einmal rund 45 Prozent der Lehrer in NRW erstgeimpft, 15 bis 20 Prozent hätten den vollständigen Impfschutz. „Damit ist klar, dass wir eine vollständige Impfung in den Kollegien erst im Herbst bekommen werden“, sagte Bartsch. „Zeitgleich gibt es die untragbare Entscheidung der Ständigen Impfkommission, die eine grundsätzliche Freigabe des Impfstoffs für Kinder ablehnt. Vor allem halte ich angesichts der guten Datenlage aus den USA den Verweis auf fehlende Daten hierzulande für eine Schutzbehauptung.“

Der Lehrervertreter forderte, Ziel müsse die Gewährleistung des Infektionsschutzes für Schüler und Lehrer sein, um auch nach den Sommerferien ab August im Präsenzunterricht weiterzumachen. „Dazu zählt meines Erachtens das Aufrechterhalten der Testinfrastruktur sowie das Maskentragen. Wir müssen uns doch klarmachen, dass 30 bis 32 Kinder ohne Abstand in einem geschlossenen Raum über längere Zeit nebeneinander sitzen.“ Es sei nichts dagegen zu sagen, dass man die Maskenpflicht im Freien angesichts niedriger Inzidenzen lockere, aber in den Schulen herrschte schlicht eine andere Situation.

Skeptisch zeigte sich Bartsch auch mit Blick auf den Herbst: „Pneumologen und Virologen gehen doch jetzt schon davon aus, dass eine vierte Welle mit den Reiserückkehrern, den schlechteren Wetterbedingungen und möglicherweise mit einer Mutante auf uns zurollt. Deshalb sollte man nun keine neue Systematisierung bei den Masken schaffen.“ Niemand könne ein Interesse daran haben, dass man ab dem Herbst wieder zurück in den Wechselunterricht müsse. „Ich habe große Befürchtungen, weil Frau Gebauer ja Parteifreundin von Herrn Kubicki ist, dass da jetzt möglicherweise ein unverantwortlicher Öffnungsdruck entsteht. Ich rate allen Beteiligten zu Besonnenheit“, sagte Bartsch.

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