Trotz Energiekrise Laut neuer Studie könnte Lützerath doch bleiben

Düsseldorf · Eine neue Untersuchung zum rheinischen Revier erhöht den Druck auf NRW-Energieministerin Mona Neubaur (Grüne). Demnach würde die Kohle selbst bei maximaler Auslastung der Kraftwerke bis zum Ausstiegsdatum 2030 reichen, ohne dass das Dorf abgebaggert wird. Das Ministerium sagt zu, die Erkenntnisse zu berücksichtigen.

Braunkohlebagger nahe der Abrisskante in Lützerath.

Braunkohlebagger nahe der Abrisskante in Lützerath.

Foto: dpa/Thomas Banneyer

Trotz eines womöglich größeren Bedarfs an Braunkohle zur Abfederung der Energiekrise könnte der für Umweltschützer symbolträchtige Ort Lützerath erhalten bleiben. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern der Uni Flensburg, der TU Berlin und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). So schreiben die Autoren: „Selbst wenn die Kraftwerke noch in der zweiten Hälfte der 20er-Jahre mit unwahrscheinlich hoher Auslastung betrieben werden, stehen auch ohne Inanspruchnahme von Lützerath mehr Vorräte zur Verfügung als benötigt.“ Die Forscher rechnen vor, dass bei einer maximalen Auslastung der Kraftwerke bis zum Auslaufen der Braunkohlekraftwerke nur 271 Millionen Tonnen Braunkohle benötigt würden, der Kohlevorrat aber 301 Millionen Tonnen betrage.

Greenpeace, BUND, die Klima-Allianz und das Bündnis Alle Dörfer bleiben forderten die Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) dazu auf, mit RWE den Erhalt von Lützerath zu vereinbaren. Schwarz-Grün hatte zwar versprochen, dass die Dörfer des dritten Umsiedlungsabschnittes erhalten bleiben. Für Lützerath wurde jedoch keine Garantie abgegeben. Ein Sprecher von Neubaur sagte unserer Redaktion, die Landesregierung werde das Kapitel Braunkohle für NRW noch dieses Jahrzehnt endgültig beenden. „Am Kohleausstieg bis 2030 wird festgehalten, alle Dörfer des dritten Umsiedlungsabschnitts werden erhalten.“ Für den Kohleausstieg 2030 müssten die rechtlichen und finanziellen Grundlagen auf Bundesebene zügig angepasst werden. Dafür setze sich NRW bei der Bundesregierung ein. „Wir werden dann mit einer neuen Leitentscheidung zeitnah die planerischen Grundlagen schaffen.“ Diese soll laut Koalitionsvertrag das letzte Kapitel für den Braunkohletagebau in NRW sein. Die Landesregierung führe Gespräche mit RWE, welche Tagebauflächen bis dahin noch genutzt und welche Eingriffe noch erfolgen werden.

„Auch wenn RWE das gerichtlich abschließend bestätigte Recht zur Flächeninanspruchnahme für die Fortführung des Tagebaus innerhalb des derzeit genehmigten Bereiches hat, soll die Tagebauführung so angepasst werden, dass der weitere Flächenbedarf auf ein Minimum begrenzt wird“, so der Ministeriumssprecher. Hierbei werde zu klären sein, wie hoch der Bedarf an Kohle aus den Tagebauen sei, damit die Energieversorgungssicherheit gewährleistet werde und auch die Deckung der Massenbedarfe für die Rekultivierung der Tagebaulandschaft sichergestellt sei. „Die heute vorgelegte Studie der Coal-Exit Research Group wird dabei ebenso betrachtet wie andere, unabhängige Gutachten und Daten, beispielsweise aus dem zweiten Stresstest der Bundesregierung für die Stromversorgung“, kündigte das NRW-Wirtschaftsministerium an. 

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