Ende der Corona-Pandemie “Die Heime haben  jetzt offen zu sein“

Düsseldorf · Karl-Josef Laumann (CDU) lässt noch einmal drei Jahre Corona-Pandemie Revue passieren. Ab Mittwoch gibt es keine Corona-Schutzverordnung des Landes. Pflegeheime warnt der Minister davor, Einschränkungen für Besucher aufrechtzuerhalten.

 NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) bei der 129. Corona-Pressekonferenz der Landesregierung.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) bei der 129. Corona-Pressekonferenz der Landesregierung.

Foto: dpa/David Young

Am Tag der 129. Regierungspressekonferenz zum Thema Corona hat NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) erfreuliche Zahlen im Gepäck. Es ist fast auf den Tag drei Jahre her, dass der erste Sars-Cov2-Fall in NRW nachgewiesen wurde. Die Kappensitzung in Gangelt markiert den Anfang der Corona-Krisenbewältigung. Doch an diesem Dienstag vermeldet Laumann, dass noch 4000 Menschen in den Krankenhäusern mit oder wegen Covid liegen. Von diesen müssten aber nur 311 auf der Intensivstation behandelt werden, 109 seien in der Beatmung. „Das sind alles Zahlen, die hätte ich auch vor zwei Jahren mal gerne gehabt“, sagt Laumann. Er habe vor der Stadthalle in Bielefeld am Rande einer Karnevalsveranstaltung von dem ersten Nachweis im Jahr 202 erfahren, sagt Laumann. „Ich glaube, dass damals keiner geglaubt hat, dass wir es mit einer Pandemie zu tun kriegen, die uns drei Jahre beschäftigt hat.“

Für Laumann ist dieser Tag auch so etwas wie ein Abschluss. Die derzeit noch geltende 114. Corona-Schutzverordnung ist die letzte ihrer Art. Ab dem 1. März gelten noch die Regeln des Bundesinfektionsschutzgesetzes. Landeseigene Regelungen gibt es dann nicht mehr.

Im Ganzen habe man in der Zeit rund acht Millionen offiziell registrierte Corona-Erkrankungen gehabt. „Das sind ungefähr 44.000 auf 100.000 Einwohner.“ NRW liege damit im Mittelfeld der Bundesländer. Das gilt auch für die Toten: Knapp 30.400 Menschen seien gestorben.

Er sei heilfroh, dass man während der gesamten Pandemie in NRW in der Lage war, jedem Menschen, der es brauchte, eine Krankenhausbehandlung geben zu können, sagt Laumann, auch Patienten aus anderen Bundesländern, aus den Niederlanden und Italien seien in NRW versorgt worden. Pflegepersonal und Ärzte bezeichnete der Minister als „einen großen Schatz“, der in dieser Situation wirklich gut funktioniert und über längere Zeiten über das normale menschliche Kräfteverhältnis hinaus gearbeitet habe. Das gelte auch für den niedergelassenen Bereich. Mit Blick in die Zukunft sagte Laumann: „Wir brauchen starke Krankenhäuser, wir brauchen genügend Ärzte, wir brauchen vor allen Dingen auch genügend Pflegepersonal.“

Laumann verteidigte auch die harten Einschränkungen für Wirtschaft und Gesellschaft: „Hast du eine Pandemie, kannst du Ansteckungen nur über Kontaktbegrenzung steuern. Zumindest solange du kein Impfmittel hast.“ Laumann zeigte sich einmal mehr betroffen von der Entscheidung, dass man die Pflegeheime so lange abgeriegelt habe und deshalb Senioren einsam sterben mussten. „Das sind schon alles Dinge, die kann man auch nicht wiederholen.“ Laumann verteidigte aber, dass die Regeln nun auch für die Heime fallen. „Die Pflegeheime müssen jetzt einfach wieder zu einem regulären Alltag kommen. Wir können nicht ewig so weitermachen.“ Er kenne auch viele Leute, die sagten, ein kurzes Vorbeispringen bei Mutter oder Vater oder Oma oder Opa habe wegen der Auflagen nicht mehr stattgefunden. „Wir haben jetzt auch die Situation, dass wir wesentlich flachere Krankheitsverläufe haben, auch bei den älteren Menschen. Und von daher halte ich das für die Abwägung für vertretbar.“ Man werde es per Erlass unterbinden, dass Heime individuelle hausrechtliche Lösung in diesem Bereich machten. „Heime haben jetzt offen zu sein in den Besuchszeiten.“

Man werde jetzt einfach mit Corona umgehen - in Eigenverantwortung – wie man das bei anderen Infektionsfällen auch habe. „Da wird es immer einen Auf und Ab geben. Es wird immer Wellen geben, wo es nach oben geht.“ Aktuell verwies Laumann auf den Karneval, der in NRW, aber auch in Rheinland-Pfalz und dem Saarland gerade die Zahlen nach oben treibe.

Laumann geht davon aus, dass sich die Menschen noch längere Zeit werden impfen müssen: „Es ist gut, wenn die Menschen sich einen guten Impfschutz bewahrten. Bis jetzt gilt ja immer noch die Richtlinie, dass der Impfschutz genau dann gut ist, wenn die Impfung nicht länger als ein halbes Jahr her ist.“

Laumann sagte kritisch, bis heute sei es nicht gut gelungen, die Produktion medizinischer Produkte nach Deutschland zurückzuholen. „Wir sind nach wie vor bei den wesentlichen Produktionsbereichen der Medikamente, auch der Schutzbekleidung, die da zu bestellen wo es am billigsten ist.“ Laumann forderte, für die Frage der Arzneimittelsicherheit brauchen man eine Gesamtkonzeption. Der Gesetzesentwurf von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) beziehe sich auf die Bereiche der Kindermedizin und der Krebsmedikamente. „Das halten wir im Grunde auch für richtig, aber für nicht weitreichend genug.“ Er kündigte an, dass man mit den Fachleuten auch aus dem Pharma-Bereich „ein paar grundsätzliche Gedanken darüber aufschreiben“ müsse, um das Thema grundsätzlicher anzugehen.

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