Nach Flutkatastrophe Laschet beziffert NRW-Unwetterschäden auf mehr als 13 Milliarden Euro

Düsseldorf · Mehr als 150 Schulen, 200 Kitas, 200 Arztpraxen und 50 Apotheken in Nordrhein-Westfalen sind durch die Flut beschädigt worden – unter anderem. Ministerpräsident Laschet zeigt sich „erschüttert“. Der Landtag hält eine Schweigeminute.

 Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, bei seiner Reise in die Hochwassergebiete nach der Unwetterkatastrophe.

Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, bei seiner Reise in die Hochwassergebiete nach der Unwetterkatastrophe.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Die Schäden durch das Unwetter Mitte Juli belaufen sich allein in Nordrhein-Westfalen nach ersten Schätzungen auf mehr als 13 Milliarden Euro. Das gab Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Montag in einer Sondersitzung des Düsseldorfer Landtags bekannt.

Unter anderem seien mehr als 150 Schulen beschädigt worden, davon mindestens acht so schwer, dass ohne Ausweichlösung nicht einmal ein eingeschränkter Schulbetrieb möglich sei, berichtete Laschet. Zudem seien jeweils über 200 Kitas sowie Arztpraxen geschädigt worden und über 50 Apotheken.

„Die Flut vom 14. und 15. Juli war vermutlich die größte Naturkatastrophe, die Nordrhein-Westfalen seit Bestehen der Bundesrepublik getroffen hat“, sagte der Ministerpräsident. „Nach all dem, was ich in den letzten Wochen gesehen habe, bin ich immer noch zutiefst erschüttert.“

Im NRW-Landtag wurde am Montag außerdem mit einer Schweigeminute der Opfer der Unwetterkatastrophe von Mitte Juli gedacht. „Wir fühlen mit den Angehörigen und Familien, mit den Freunden und Bekannten der Verstorbenen“, sagte Landtagspräsident André Kuper am Montag zu Beginn einer Sondersitzung des Parlaments in Düsseldorf. Dass es bei dem Übeflutungen nicht noch mehr Opfern gegeben habe und dass die Aufräumarbeiten vorangingen, sei den zahlreichen Feuerwehrleuten, Polizisten, Helfern und Organisationen zu verdanken.

Auch Handwerker, Landwirte und Bundeswehrangehörige hätten Unglaubliches geleistet, hob Kuper hervor. Er dankte unter dem Beifall der Abgeordneten allen Einsatzkräften und Helfern. Der Parlamentspräsident versicherte den Betroffenen der Katastrophe, die Aufarbeitung der Ursachen und Folgen der Katastrophe habe bereits begonnen und sie werde weiter die Arbeit des NRW-Landtags begleiten. „Sie sind nicht allein!“ Die Solidarität und Hilfe in den vergangenen vier Wochen zeigten, dass das Miteinander in der Gesellschaft und im Land groß sei. Dies mache Mut, sagte Kuper.

Wie Laschet weiter ankündigte, setzt die Landesregierung nach der Jahrhundert-Flut einen Beauftragten für Wiederaufbau ein. Die Aufgabe werde der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Nordwestfalen, Fritz Jaeckel, übernehmen.

Jaeckel habe bereits in leitenden Funktionen an der Bewältigung der großen Hochwasser-Katastrophen von 2002 und 2013 in Sachsen mitgewirkt und wisse daher genau, was in einer solchen Situation zu tun sei, sagte Laschet. Der Beauftragte werde im Kommunalministerium angesiedelt. „Der schnelle Wiederaufbau Tausender privater Wohnungen und Häuser, das gab es hier bei uns in Nordrhein-Westfalen wohl seit dem Krieg nicht mehr“, sagte Laschet.

Darüber hinaus habe er den langjährigen Präsidenten der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, Albrecht Broemme, darum gebeten, am Beispiel dieser Flut umgehend zu untersuchen, wie die Städte und Dörfer im Katastrophenfall noch wirksamer geschützt werden könnten. Deutschland müsse beim Katastrophenschutz und bei der Alarmierung besser werden, sagte Laschet. Er habe den Ministerpräsidenten der anderen betroffenen Länder angeboten, dass Broemme auch dort die Situation analysiere.

Bei der Unwetterkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz waren Mitte Juli mehr als 180 Menschen gestorben. Unter den vielen Menschen, die ihr Leben verloren, seien auch vier Feuerwehrleute, die vor Ort gewesen seien, um Leben zu retten, erinnerte der Landtagspräsident. In das Gedenken an die Opfer des Hochwassers wurden auch die Opfer der Brände in anderen Ländern der jüngsten Zeit eingeschlossen.

(bora/dpa)
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