Umfrage zur Landtagswahl CDU jetzt klar vor der SPD – Wüst gewinnt an Rückhalt

Düsseldorf · Zwei Monate vor der Landtagswahl zeichnet sich ein Vorsprung der regierenden CDU ab. Viele sind aber auch noch unentschlossen, Grüne und FDP, AfD und Linke verlieren. Wie die Bürger in NRW ticken, zeigt die Umfrage „NRW-Check“.

Landtagswahl NRW 2022: Umfrage zu Landtagswahl, Inflation und Ukraine-Krieg - aktuelle Infos
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So tickt NRW – Umfrage zu Landtagswahl, Inflation und Ukraine-Krieg

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Foto: Martin Ferl

Die CDU in Nordrhein-Westfalen baut ihren Vorsprung in der Wählergunst aus, und Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) arbeitet erfolgreich an seiner Beliebtheit. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen „NRW-Checks“, einer repräsentativen Umfrage-Serie  im Auftrag der nordrhein-westfälischen Tageszeitungen. Demnach käme die CDU bei der Landtagswahl jetzt auf 32 Prozent der Stimmen – drei Prozentpunkte mehr als im Februar. Der Umfragewert der SPD hingegen stagniert bei 27 Prozent.

Neben einer Großen Koalition käme als Zweierbündnis demnach in NRW weiterhin nur Schwarz-Grün infrage, da die Grünen auf 17 Prozent (minus ein Prozentpunkt) kommen. Die Fortsetzung der CDU-FDP-Koalition wäre nicht möglich, die FDP liegt bei acht Prozent (minus ein Prozentpunkt). Die im Bund regierende Ampelkoalition ließe sich aber auch in NRW bilden. Die beiden kleineren Parteien verlieren jeweils einen Prozentpunkt: Die AfD kommt jetzt auf sechs Prozent und muss um den Wiedereinzug bangen, die Linke liegt nur noch bei drei Prozent.   

Bei den beiden Spitzenkandidaten von CDU und SPD zeichnet sich laut Umfrage eine eindeutige Präferenz ab: Könnten die Menschen den Ministerpräsidenten direkt ins Amt wählen, würden sich 37 Prozent für den Amtsinhaber Hendrik Wüst entscheiden. Damit zieht er an seinem Herausforderer vorbei: SPD-Spitzenkandidat Thomas Kutschaty kommt aktuell auf 21 Prozent der Stimmen. Zudem hat Wüst mehr Rückendeckung aus den eigenen Reihen: 90 Prozent der CDU-Anhänger würden ihn wählen. Der Sozialdemokrat Kutschaty hingegen weiß nur 52 Prozent der SPD-Anhänger hinter sich. Das ist zwar besser als in früheren Umfragen, allerdings deutlich schlechter, als der Vorsitzende der nordrhein-westfälischen SPD es sich wünschen dürfte.

Die Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki von der Universität Siegen bewertet diese Zahlen vor dem Hintergrund von Pandemie und Ukraine-Krieg. „Gerade in Krisenzeiten sind Führungspersönlichkeiten wichtiger denn je für ein subjektiv empfundenes, diffuses Sicherheitsgefühl von Menschen“, erklärt Borucki. Bei der Landtagswahl könnte das also dem Amtsinhaber Hendrik Wüst zugutekommen. Andererseits könnten in der nächsten Zeit SPD, Grüne und FDP in Nordrhein-Westfalen davon profitieren, dass in Berlin die Ampelkoalition die Machtpositionen besetzt. In deren Fahrwasser könnten auch die Akteure in der Landeshauptstadt Düsseldorf vorankommen. „Beides ist möglich“, so Borucki.

Was die bedeutendsten Probleme im Land sind, darüber entwickelt sich inzwischen ein differenzierteres Bild als in den vergangenen Monaten. Corona verliert an Gewicht. Zwar steht die Pandemie im Problembewusstsein immer noch an erster Stelle, aber die Tendenz ist deutlich sinkend: 36 Prozent der Befragten legten sich jetzt darauf fest, bei der Umfrage im Februar waren es noch 56 und im Dezember 64 Prozent.

Zwar geht eine große Mehrheit der Befragten (86 Prozent) davon aus, dass eine weitere Corona-Welle folgt, und auch für eine Impfpflicht gibt es immer noch eine Mehrheit von 57 Prozent. Allerdings befürworteten im Dezember noch knapp drei Viertel aller Teilnehmer die Impfpflicht – und dass sie tatsächlich eingeführt wird, daran glaubt heute nicht einmal jeder Vierte (24 Prozent).

Eine Mehrheit steht außerdem hinter den geplanten umfassenden Lockerungen der Corona-Regeln. So finden 40 Prozent der Menschen es richtig, wenn ab dem 20. März die meisten Maßnahmen auslaufen sollten. Weitere 17 Prozent sagen, man hätte diesen Schritt schon früher gehen sollen.

Der Krieg in der Ukraine wird nach der Pandemie als zweitwichtigstes Problem für NRW wahrgenommen. Aber fast gleichwertig daneben steht nach wie vor das Thema „Verkehr und Mobilität“. Die Problemfelder „Bildung“ sowie „Klima- und Umweltschutz“ liegen dicht dahinter, gefolgt von „Inflation und Preissteigerungen“.

Angesichts dieses Stimmungsbildes geht Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki nicht davon aus, dass der Ukraine-Krieg andere Fragen ins Abseits drängt, die für Nordrhein-Westfalen wichtig sind. „Der Krieg in Europa hat durchaus Strahlkraft“, stellt sie fest. Die Pandemie aber beschäftige die Menschen nach wie vor alltäglich und in ihrem direkten Umfeld.

Mit der Arbeit der Landesregierung sind derzeit 46 Prozent der Befragten zufrieden – ein steigender Wert. Aber noch mehr Menschen, nämlich 49 Prozent, sind es ausdrücklich nicht. Bei der Einschätzung, welche Partei mit den Problemen in NRW am besten fertig wird, liegt die CDU mit 21 Prozent vorne, gefolgt von der SPD mit 16 Prozent. Doch alle Parteien, Christ- wie Sozialdemokraten, Grüne wie Liberale, steigern ihr Ansehen in dieser Frage nur schleppend, und insgesamt 45 Prozent der Bürger finden gar keine Partei geeignet oder sagen überhaupt nichts dazu.

Ein Zeichen für große Enttäuschung und Politikverdrossenheit? Für die Politologin Isabelle Borucki ist diese Statistik nicht sonderlich dramatisch. „Es hat Tradition, dass der Politik nicht vertraut wird, und Politikern und Parteien noch viel weniger. Insofern ist das kein besonders überraschendes Ergebnis“, stellt sie fest. Zudem seien die Umfrageergebnisse nicht so simpel zu interpretieren: Die Befragten hielten nicht unbedingt alle Parteien für inkompetent. „Viele Leute sind auch einfach unentschlossen oder unsicher oder wollten sich einfach nicht festlegen. Das würde ich aus diesen Zahlen schließen.“

Dürften die Bürgerinnen und Bürger sich selbst eine Regierungskoalition aussuchen, läge immer noch Schwarz-Gelb knapp vorn, also die Koalition aus CDU und FDP. An zweiter Stelle käme Rot-Grün, also eine Koalition von SPD und Grünen. Mit den gegenwärtigen Umfrageergebnissen wäre jedoch weder das eine noch das andere machba.                  

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