Rund 5000 Lehrerstellen fehlen in NRW Gebauer will NC für Lehramtsstudiengänge abschaffen

Düsseldorf · Schulministerin Yvonne Gebauer möchte die Zulassungsbeschränkungen für Lehramtsstudiengänge abschaffen, um den Lehrermangel zu bekämpfen. Drei Prozent aller Stellen sind unbesetzt. Aus der Opposition kommt Kritik.

 Eine Lehrerin schreibt an eine Tafel (Symbolfoto).

Eine Lehrerin schreibt an eine Tafel (Symbolfoto).

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) will sich dafür einsetzen, den Numerus clausus für Lehramtsstudiengänge abzuschaffen: „Mit der FDP trete ich bei der kommenden Landtagswahl dafür ein, dass die Zulassungsbeschränkungen möglichst für alle Lehramtsstudiengänge entfallen, damit wir für die Schülerinnen und Schüler eine noch bessere Schüler-Lehrer-Relation schaffen können“, sagte Gebauer. Mehr Lehrpersonal bedeute nicht nur eine Verbesserung der Betreuung, sondern auch eine Entlastung der Schulen und ihrer Lehrer. Das zuständige Ressort für die Abschaffung von Zulassungsbeschränkungen ist in der Landesregierung das Wissenschaftsministerium.

Aktuell sind rund drei Prozent, also gut 5000 der insgesamt fast 160.000 Lehrerstellen in Nordrhein-Westfalen der Ministerin zufolge nicht besetzt. Seit die CDU/FDP-Landesregierung im Amt sei, habe sie rund 10.000 Stellen neu geschaffen und weitere 6300 gerettet, die zuvor die rot-grüne Vorgängerregierung hatte streichen wollen, so Gebauer. Auch seien 1450 neue Lehramtsstudienplätze insbesondere für Grund- und Sonderschulpädagogik eingerichtet worden – Bereiche, in denen besonders viele Lehrer fehlen. Schulstaatssekretär Mathias Richter erläuterte, dass jeder fünfte Studienanfänger im Grundschullehramt vor dem Bachelor sein Studium jedoch wieder abbreche: „Das Wissenschaftsministerium muss klären, ob die teilweise sehr hohen Anforderungen erforderlich sind.“

Drei Monate vor der Landtagswahl gerät damit ein Thema erneut in den Blickpunkt, das schon 2017 hart umkämpft war. Die SPD-Opposition hatte vorgerechnet, die Zahl der unbesetzten Lehrerstellen habe sich unter Schwarz-Gelb noch einmal um 2000 erhöht. Durch die Umstellung von G8 auf G9 mussten allerdings dem Vernehmen nach auch 4200 neue Stellen geschaffen werden – bei einem begrenzten Angebot an Absolventen wird allein dadurch die Lücke zwischen besetzten und unbesetzten Stellen größer.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte, etwa Grundschullehrer besser zu bezahlen und die Besoldung zu vereinheitlichen, um die Studiengänge attraktiver zu machen. „Die Fortsetzung dieser Ungleichbehandlung bedeutet die Inkaufnahme der rückläufigen Studierendenzahlen, gerade für diese Schulformen“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Ayla Celik. Das Schulministerium gebe für das Gymnasium bis zum Jahr 2030 ein Überangebot von 19.000 Lehrkräften an. Im Grund-, Haupt- und Realschulbereich hingegen sowie an der Sekundarstufe I in den Gesamtschulen fehlen rund 11.000, an den Berufskollegs rund 4500 Lehrkräfte. Bereits vor der Pandemie habe Lehrkräftemangel geherrscht, der sich in der aktuellen Zeit über Quarantänen oder krankheitsbedingte Ausfälle verschärfte. „Hier muss die Landesregierung alle Hebel in Bewegung setzen, um Abhilfe zu schaffen und sofortige Entlastung zu ermöglichen – beispielsweise durch Einsatz von Verwaltungsassistenzstellen oder durch Anpassung des Lehrplans“, forderte die Gewerkschaftsvertreterin.

Auch Ministerin Gebauer hatte sich zu Beginn der Wahlperiode für eine einheitliche Lehrerbesoldung ausgesprochen. Ihr Vorstoß war aber dem Vernehmen nach an CDU-Finanzminister Lutz Lienenkämper gescheitert.

„Der Schulministerin ist es nicht gelungen, die freigehaltenen Stellen mit Lehrkräften zu besetzen“, kritisierte die Grünen-Landesvorsitzende Mona Neubaur. Die Oppositionspolitikerin warf Gebauer ein „katastrophales Pandemiemanagement“ vor. Familienminister Joachim Stamp (FDP) müsse jetzt die Kita-Gebühren erlassen, Kinder und Jugendliche müssten bei allen Maßnahmen mehr Mitspracherechte haben. Gebauer habe durch Masken- und Test-Chaos noch zusätzlich Verunsicherung geschürt, ergänzte Grünen-Co-Fraktionschefin Josefine Paul. Für Familien müsse es nun wie im Vorjahr mehr Unterstützung geben, etwa durch Angebote für Jugend- und Familienfreizeiten. Gebauer, die am Mittwoch beim „NRW-Check“, der Umfrage der Tageszeitungen in NRW, schlechte Werte erhielt, wies die Vorwürfe zurück. Sie habe sich immer für Präsenzunterricht eingesetzt, dies werde von einer Mehrheit der Eltern honoriert.

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