Vor der Landtagswahl 2022 Der NRW-Landtag als Gelehrten-Parlament
Analyse | Düssseldorf · Knapp 17 Prozent der Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen haben studiert. Im Landtag ist der Anteil der Hochschulabsolventen fast vier Mal so hoch. Auch bei den Berufen gibt es starke Ungleichgewichte. Bildet das NRW-Parlament nicht mehr die gesellschaftliche Realität ab?
Gelehrten-Parlamente haben in Deutschland Tradition. In der ersten Nationalversammlung 1848 hatten vier von fünf Abgeordneten eine akademische Ausbildung, gut 56 Prozent kamen aus dem Staatsdienst, rund die Hälfte von ihnen waren Juristen. Das trug der ersten demokratisch gewählten Volksvertretung den Spitznamen „Professoren“-Parlament ein, obwohl die mit rund zwölf Prozent zumindest nicht alles beherrschten. Auch in anderen deutschen Parlamenten überwiegt das akademische Element. Im 2017 gewählten NRW-Landtag haben 142 der 199 Abgeordneten eine Hochschulausbildung – also mehr als 71 Prozent. Nimmt man die Abbrecher noch hinzu, ist die Größenordnung des akademischen Anteils fast so hoch wie in der Nationalversammlung.