NRW-Landtagswahl 2022 Mit Wüst und Kutschaty im Wahllokal
Rhede/Essen · Die beiden Spitzenkandidaten haben früh am Morgen gewählt. Hendrik Wüst im Münsterland, Thomas Kutschaty in seiner Heimatstadt Essen. Unsere Redaktion war dabei.

Spitzenkandidaten geben ihre Stimme ab
Um 10.20 Uhr bauen sich Fotografen und Kamerateams auf dem Fußweg vor der Gesamtschulen in Rhede auf. Blickrichtung auf den Weg in Richtung alter Friedhof. Zehn Minuten später dann der Auftritt von Hendrik Wüst (CDU). Der Ministerpräsident schiebt Tochter Pippa im Kinderwagen die Allee hinunter, seine Ehefrau Katharina läuft rechts neben ihm. Wüst winkt einigen Bürgern zu und scherzt mit Blick auf die sich drängelnden Kameraleute: „Die sind alle nur für euch da.“ Dann ruft er den Journalisten ein „Guten Morgen“ zu: „Herzlich willkommen in Rhede. Schauen Sie sich um. Ist schön hier.“
Der Ministerpräsident muss kurz warten. Die Fotografen und Kamerateams ziehen in das Gebäude in ein kleines Klassezimmer um. „Die Stimmung ist gut“, sagt Wüst unserer Redaktion während er wartet. „Gut geschlafen, gut gefrühstückt. Das wird ein guter Tag.“ Wüsts Tochter beschwert sich, weil der Vater den Schirm des Kinderwagens weit heruntergezogen hat. Aufnahmen vom Kind selbst soll es nicht geben. Wüst hatte in der Vergangenheit schon im Interview mit unserer Redaktion gesagt, dass er Privates auch privat halten wollte. Dann bekommt er das Signal, dass die Fotografen sich aufgebaut haben. „Darf ich jetzt auch wählen?“, scherzt er.
Wüst betritt das Wahllokal, bedankt sich bei den Wahlhelfern. „Vielen Dank, dass Sie das machen heute.“ Dann setzt er sich in die Wahlkabine. „Das kann jetzt dauern.“ Tut es dann aber natürlich nicht. „Einen Umschlag gibt es nicht?“, fragt er noch und grinst. „Richtig falten“, ruft ein Journalist in Anspielung auf Wüsts Vorgänger Armin Laschet (CDU), der bei der Bundestagswahl seinen Stimmzettel so geknickt hatte, dass man sein Kreuz sehen konnte und sich damit Spott zugezogen hatte. „Was meinen Sie, warum ich frage?“, sagt sein Nachfolger.
Auf der Allee ruft Wüst noch einmal alle Bürger auf, an diesem „wunderbaren Tag für NRW“ wählen zu gehen. Wie er denn die nächsten Stunde verbringe? „Wir werden zu Hause sein und ein bisschen in Familie machen.“
Ortswechsel: An der Rückwand des Klassenzimmers drängen sich Fotografen und Kameraleute. Die Wahlhelferinnen an den Schultischen am Rande verfolgen das Geschehen amüsiert. Die Auslöser rattern und Fotoserien entstehen, als der SPD-Spitzenkandidat und Bewerber um das Amt des NRW-Ministerpräsidenten, Thomas Kutschaty, hinterm aufgestellten Sichtschirm hervor und an die Urne tritt. Dort hält er den Stimmzettel an den Einwurfschlitz – so lange, bis wirklich jede Fotografin und jeder Kameramann das Bild eingefangen hat, das sie haben wollen. „Haben Sie, was Sie brauchen?“, versichert er sich. „Dann ab damit.“ Und versenkt schließlich das Papier. Ehefrau Christina macht ein paar Augenblicke nach ihm kürzeren Prozess.
Die Stimmabgabe des SPD-Spitzenkandidaten – ein symbolträchtiger Akt am Sonntagvormittag in der katholischen Eichendorff-Grundschule in Essen. Anschließend tritt Kutschaty für ein Statement auf dem Schulhof vor die Mikrofone. Was man da gerade gesehen habe, sagt er, „war der Klassenraum der 1d. Genau in diesem Klassenraum bin ich 1974 eingeschult worden.“ Völlig unklar sei da gewesen, was irgendwann mal kommen würde in seinem Leben. Und nun sei er sehr glücklich – mit seiner „wunderbaren Frau und drei Kindern“ und darüber, hier heute wählen zu dürfen.
Er richtet einen Appell an jene, die das noch nicht getan haben: „Das ist das Fest der Demokratie: der Wahltag“, sagt er. Die Menschen sollten „bitte unbedingt wählen“. denn: „Es stehen ganz schwere politische Entscheidungen nicht nur auf Bundesebene, auch auf Landesebene an.“
Dass die SPD stärkste Kraft in Nordrhein-Westfalen wird: „Darauf setze ich. Das ist mein Wahlziel.“ Dafür habe man gekämpft, „ich habe über 300 Termine gemacht in den letzten sechs Wochen“, den letzten bis in den späten Samstagabend. Er lobt den Einsatz der SPD-Basis und der Bundespartei: „Es war ein guter Wahlkampf.“ Wie lange es dauern werde, bis eine neue Regierung steht, dazu wagte er keine Prognose: Man müsse sich nach der Wahl wohl „die Ruhe nehmen“, um mit den anderen Parteien zu sprechen.
Der große Auftritt ist damit vorbei. Auf dem Rückweg plaudern die Kutschatys mit Mitarbeitern des SPD-Teams noch mit einem Passanten über das neue Vereinsheim der Bergbaukolonie, dann geht es ab nach Hause. Die Kinder wollen zum Mittagessen da sein – Flammkuchen und Salat . Am Nachmittag gehe es nach Düsseldorf, wo später die Wahlparty beginnt – vor der Entscheidung über die Weichenstellungen für die nächsten Jahre.