Umfrage „NRW-Check“ Die sieben spannendsten Erkenntnisse vor der Landtagswahl

Düsseldorf · Wir haben uns in Nordrhein-Westfalen umgehört: Wie ist die Stimmung im Land, wenn es um Corona-Maßnahmen, Schulpolitik oder die Arbeit der aktuellen Landesregierung geht? Das sind die wichtigsten Erkenntnisse aus dem großen „NRW-Check“.

 Wer kennt diese Frau? Grünen-Spitzenkandidatin Mona Neubaur (Mitte) können nur wenige Befragte zuordnen. Auch FDP-Spitzenkandidat Joachim Stamp (2.v.r.) könnte bekannter sein.

Wer kennt diese Frau? Grünen-Spitzenkandidatin Mona Neubaur (Mitte) können nur wenige Befragte zuordnen. Auch FDP-Spitzenkandidat Joachim Stamp (2.v.r.) könnte bekannter sein.

Foto: FOTOS: DPA (4), A. Tiwisina | GRAFIK: C. SCHNETTLER

Nicht alle Entwicklungen, die NRW-Bürger vor der Landtagswahl bewegen, können Landespolitiker überhaupt beeinflussen. Manche landespolitischen Entscheidungen hingegen haben Folgen für Berlin – gerade was die Corona-Maßnahmen angeht. Und die gesamte Gemengelage wiederum hat Einfluss darauf, welcher Politiker bekannt oder gar beliebt bei den Wählern ist – und welcher gar nicht.

Umso spannender lesen sich die Ergebnisse unseres „NRW-Checks“, einer Forsa-Umfrage im Auftrag der 39 NRW-Tageszeitungen. 2006 Wahlberechtigte ab 18 Jahren wurden zu ihren Einstellungen zu Impfpflicht, Schulpolitik, zur Zufriedenheit mit der Landesregierung und dem Ministerpräsidenten befragt. Das sind unsere spannendsten Erkenntnisse:

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1. Hendrik Wüst ist erst seit dem Scheitern Armin Laschets als Kanzlerkandidat Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen. In diesen drei Monaten – und vermutlich auch zuvor in seiner Zeit als Verkehrsminister – hat er es zu einiger Bekanntheit gebracht: 89 Prozent der Befragten kennen seinen Namen, 60 Prozent sogar, wenn man seinen Namen bei der Befragung nicht vorher benennt. Zum beliebtesten Politiker macht ihn das allerdings noch lange nicht: Danach befragt, bei welchem Politiker oder welcher Politikerin sich das Land „in guten Händen“ befindet, antworten die Befragten: Herbert Reul. Der NRW-Innenminister landet mit 60 zugewiesenen Punkten ganz vorn auf der Vertrauensskala. Danach kommt zunächst Arbeits- und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (53 Vertrauenspunkte), erst dann folgt Wüst (52 Prozent). Ganz weit abgeschlagen: NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (lediglich 29 Vertrauenspunkte). (Lesen Sie hier unseren Artikel über das Politiker-Ranking.)

2. Dazu passt unsere zweite Erkenntnis, dass 73 Prozent der Befragten unzufrieden mit der Schulpolitik sind. In Zeiten der Corona-Pandemie und zugehörigen Diskussionen um Homeschooling, Digitalisierung, Luftfilter und Pooltests ist das wenig überraschend. Dennoch ist das Umfrageergebnis erstaunlich deutlich, eine regelrechte Watsche. (Lesen Sie hier unsere Analyse zur Schulpolitik-Umfrage.)

3. Yvonne Gebauer wurde von den Befragten also abgestraft. Trotzdem trifft es sie noch besser als einige andere NRW-Politiker. „Kennen Sie Mona Neubaur?“, haben die Forsa-Leute gefragt. Nur 26 Prozent der Befragten antworteten mit Ja. Dabei handelt es sich bei Mona Neubaur um die grüne Spitzenkandidatin in NRW. In Zeiten, in denen die Bundes-Grünen mit Annalena Baerbock als Kandidatin um die Kanzlerschaft ins Rennen gingen, ist das doch ein erstaunlich schlechtes Ergebnis. Aber Neubaur ist nicht die Einzige: Auch Jochen Ott, Markus Wagner, Nina Eumann und Felix Banaszak kennen die Befragten nicht. (Wenn auch Sie wissen wollen, wer das ist: Hier geht es zu unserer Ranking-Bilderstrecke.)

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4. Noch so eine Watsche: Viele FDP-Anhänger unter den Befragten sind unzufrieden mit der Arbeit der NRW-Regierung, nur 54 Prozent von ihnen geben an, zufrieden zu sein. Und das, obwohl die Liberalen selbst seit Mai 2017 in Regierungsverantwortung sind. Ebenfalls nur 54 Prozent der befragten Liberalen stellen Hendrik Wüst ein gutes Zeugnis aus. Innerhalb der CDU kann sich der Ministerpräsident auf mehr Rückhalt verlassen, 82 Prozent der CDU-Anhänger äußern sich zufrieden.

5. Auf moderate Kritik aus den eigenen Reihen stößt auch SPD-Spitzenkandidat Thomas Kutschaty: Der Rückhalt von Wüst bei den CDU-Anhängern ist mit 77 Prozent größer als der Rückhalt von Kutschaty bei den SPD-Anhängern (64 Prozent).

6. Die Unterstützung für eine Impfpflicht sinkt. Forderten im Dezember noch 73 Prozent der Befragten in NRW eine Impfpflicht für alle, sind es zwei Monate später nur noch 63 Prozent. Angesichts der aktuellen Debatte um Lockerungen und den bayerischen Fast-Ausstieg aus der Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen sind 63 Prozent Befürworter allerdings nach wie vor ein hoher Zustimmungswert pro allgemeine Impfpflicht.

7. Führt die Corona-Pandemie zu einer Spaltung der Gesellschaft? 51 Prozent der Befragten geben an, der gesellschaftliche Zusammenhalt sei schwächer geworden. Wer sich an die Zeiten erinnert, in denen auf Balkonen für Pflegekräfte applaudiert wurde und Enkel für ihre Großeltern statt in die Schulen in den Lockdown gingen, mag an dieser Stelle enttäuscht sein. Besonders große Bedeutung wird dieser Spaltung der Gesellschaft offenbar im Bergischen Land zugemessen: 41 Prozent der Befragten gehen dort davon aus, dass Corona-Leugner und Maßnahmen-Befürworter zwei annähernd gleich große Lager darstellen. In den anderen NRW-Regionen werden die Gegner der Corona-Maßnahmen hingegen lediglich als kleine Minderheit wahrgenommen. 55 Prozent der Befragten kommen zudem zu einem ernüchternden Ausblick: Sie sind der Meinung, dass diese gesellschaftliche Spaltung auch dann erhalten bleibt, wenn Pandemie hoffentlich irgendwann zu Ende ist.

Anmerkung der Redaktion: In einer vorherigen Version des Artikel haben wir geschrieben, Thomas Kutschatys Rückhalt bei SPD-Anhängern liege lediglich bei 52 Prozent. Tatsächlich sind es 64 Prozent. Wir bitten Sie, den Zahlendreher zu entschuldigen.

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