Gewässerschutz In NRW leben wieder tausende Lachse

Düsseldorf · Mehr als 4000 Fische gezählt - aber das langfristige Überleben ist noch unsicher.

 Ein Lachs wird markiert. Foto: Hans Dörner

Ein Lachs wird markiert. Foto: Hans Dörner

Foto: Hans Dörner/Dörner, Hans (hdo)

Düsseldorf In NRW-Gewässern leben nach Angaben der Landesregierung wieder mehr als 4000 Lachse. Nachdem der Fisch in den 1980er Jahren ausgestorben war, sei die Wiederansiedlung in einigen Flüssen, etwa der Sieg, der Rur, der Wupper und der Dhünn wieder geglückt, teilte das NRW-Umweltministerium auf Anfrage mit.  Bei den 4000 Lachsen handele es sich nur um jene, die an den Kontrollstationen der Sieg registriert worden seien. „Die tatsächliche Zahl ist sicherlich deutlich höher, da aufsteigende Lachse auch über die Wehre springen und nicht den Weg durch die Kontrollstation nehmen“, hieß es im Umweltministerium.

Die Wiederansiedlung ist Ergebnis des 1998 aufgelegten so genannten Wanderfischprogramms der Landesregierung, ein Gemeinschaftsprojekt des Landes NRW mit dem Fischereiverband NRW zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Ziel ist es, die Fließgewässerlebensräume wiederherzustellen, nachdem viele Wanderfisch-Arten wie auch Aal und Maifisch aufgrund von Gewässerausbau, Schadstoff-Belastungen  und Überfischung ausgestorben waren. Der Lachs, Fisch des Jahres 2019, gilt dabei als Leit- und Symbolart. Die Landesregierung stellt hierfür jährlich rund 70 Millionen Euro aus dem Wasserentnahmeentgelt bereit, die allerdings nicht nur dem Lachs zugute kommen, sondern den ökologischen Zustand der Gewässer allgemein verbessern sollen.

Aus Sicht von Margret Bunzel-Drüke, Biologin und Expertin der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V. und Sprecherin des Nabu, ist der Bestand der Lachse in NRW aber noch zu klein: „Die Wiederansiedlung der Lachse ist insgesamt in NRW auf gutem Wege. Es ist aber noch nicht sicher, ob der jetzige Fischbestand ausreicht, damit die Lachse dauerhaft bleiben.“ In vielen Gewässern gebe es große Wehre, die Lachse nicht überwinden könnten: „Ein großes Problem sind die Wehre und die Wasserkraft.“ Wasser-Kraftwerke leisteten nur einen geringen Beitrag zur Energiegewinnung in NRW, machten aber in den Gewässern viel kaputt. „Die Kosten-Nutzen-Rechnung stimmt da nicht“, so die Biologin. Nach Angaben der Landesregierung liegt der Anteil der Wasserkraft an der Stromproduktion bei nur 0,3 Prozent.

Eine flächendeckende Wiederansiedlung des Lachses hält auch Bunzel-Drüke nicht für zielführend: „Es gibt Flüsse, in denen die Wiederansiedlung des Lachses keinen Sinn macht wie etwa in der Ruhr. Die Landesregierung sollte erst einmal da anfangen, wo die Voraussetzungen günstig sind.“ Dazu zähle die Lippe.

Die größte Gefahr für den Fischbestand geht aus Sicht der Biologin heute aber von Feinsediment aus, das die Lücken im Flusskies verstopfe und damit dem Laich den überlebensnotwendigen Sauerstoff entziehe. Feinsediment wird bei Hochwasser in die Flüsse gespült und enthält Erde von Äckern oder auch Reifenabrieb von den Straßen: „Sinnvoll wäre es vor allem, von den Landwirten größere Flächen anzukaufen, um die Gewässer zu renaturieren und wieder in Mäander zu legen. Dazu braucht es mehr personelle und finanzielle Ressourcen in der Agrarverwaltung der Bezirksregierungen“, forderte Bunzel-Drüke.

Davon allerdings ist in einem aktuellen Antrag, den die CDU- und FDP-Fraktion in den Landtag eingebracht hat, bisher keine Rede. Darin fordern die Regierungsfraktionen hingegen unter anderem, dass die Landesregierung keine zusätzlichen Finanzen für Wanderfische einsetzen und die Industrie nicht belasten solle.  

(kib)
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