Deutscher Journalistenverband Kritik an DJV-Veranstaltung mit AfD-NRW-Chef Pretzell

Düsseldorf · Der Deutsche Journalistenverband (DJV) veranstaltet am Montag in Düsseldorf eine Podiumsdiskussion zum Thema Medienvielfalt. Eingeladen ist auch Marcus Pretzell, AfD-NRW-Chef. Das Bündnis "Düsseldorf stellt sich quer" protestiert.

 Marcus Pretzell, Vorsitzender der NRW-AfD.

Marcus Pretzell, Vorsitzender der NRW-AfD.

Foto: dpa, bt axs

Unter dem Motto "Schwindende Medienvielfalt in Nordrhein-Westfalen" lädt der DJV seine Mitglieder am 6. März um 18 Uhr in die Landesanstalt für Medien in Düsseldorf ein. An der Podiumsdiskussion teilnehmen sollen ausdrücklich "alle Parteien, die eine realistische Chance haben, nach der Wahl am 14. Mai in den neuen Landtag einzuziehen", heißt es in einer Pressemitteilung des Verbandes. Deshalb hat der DJV auch Marcus Pretzell, den NRW-Vorsitzenden der AfD, zu der Veranstaltung eingeladen. Außerdem sollen Alexander Vogt (SPD), Oliver Keymis (Grüne), Prof. Dr. Thomas Sternberg (CDU), Thomas Nückel (FDP) und Özlem Demirel (Die Linke) teilnehmen.

Das Bündnis "Düsseldorf stellt sich quer" hat die Einladung Pretzells durch den DJV in einem Offenen Brief kritisiert. "Bisher galt in Düsseldorf die 'Hegemonie der Anständigen' (Zitat des Oberbürgermeisters Geisel). Hier gab es keine Veranstaltung der AfD ohne Protest", heißt es darin. Es sei dem Bündnis nicht nachvollziehbar, dass der DJV einem "Rassisten" ein Podium gebe. Außerdem kritisiert das Bündnis, dass die Veranstaltung nicht öffentlich ist - es sind nur Mitglieder des DJV eingeladen.

Der DJV hat auf seiner Internetseite auf die Kritik reagiert. Der Landesvorstand des Verbandes habe "kontrovers darüber diskutiert, ob man der AfD ein Forum geben soll". Am Ende habe man sich dafür entschieden, Vertreter aller Parteien in die Diskussion einzubeziehen, die laut Wahlprognose in den Landtag einziehen werden. Dazu zählt die AfD. Der DJV-Landesvorsitzende Frank Stach sagte: "Wir begeben uns nicht auf das Niveau der AfD, das heißt, wir ignorieren eine Partei nicht, nur weil sie uns nicht passt. Wir wollen in den journalistischen Diskurs mit dieser Partei zum Thema Medienpolitik gehen und ihre Argumente hören". Gleichwohl kritisiere man den Ausschluss von Journalisten bei Veranstaltungen der AfD.

"Düsseldorf stellt sich quer" will dennoch gegen die Veranstaltung protestieren. Die Mitglieder wollen an einem "Fake-AfD-Stand" vor dem Zollhof gemeinsam mit dem Kabarettisten Martin Maier-Bode aus dem Kom(m)ödchen-Ensemble und Jens Neutag den Bürgern die "wirklichen alternativen Fakten der AfD" nahe bringen, wie es in einer Ankündigung heißt. Man wolle der AfD eine "bissige Satire auf "Intoleranz, Menschenfeindlichkeit, Lügen und offenen Rassismus" entgegensetzen.

Bei Twitter gab es zudem wegen einer anderen Personalie Kritik am DJV: Linken-Vertreterin Demirel war erst nachträglich eingeladen worden. Twitter-Nutzer hatten Anfang Februar beim Verband nachgefragt, warum die AfD eingeladen sei, nicht aber die Linke. Der DJV antwortete darauf, man habe nur Vertreter der Parteien eingeladen, die zum Zeitpunkt der Einladung im Oktober 2016 eine Chance auf den Einzug in den Landtag gehabt hätten. Doch auch damals lag die Linke in Prognosen bei fünf Prozent und mehr Zustimmung, einer Emnid-Umfrage zufolge hätte sie sieben Prozent erreicht. Der Verband setzte daraufhin nachträglich Özlem Demirel auf die Teilnehmerliste.

(lsa)
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