Kommentar zum Taser-Ende Polizisten brauchen besseren Schutz

Meinung | Düsseldorf · NRW verschiebt die Einführung von Tasern auf den Sankt-Nimmerleins-Tag. Dafür gibt es gute Gründe. Nur der Grund, den NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) anführt, ist nicht so gut.

Die Gewalt gegen Polizeibeamte hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Inzwischen wird in NRW alle 30 Minuten ein Polizeibeamter verbal oder körperlich angegriffen. Bundesweit sind seit 1945 über 400 Polizisten im Einsatz gestorben. Es ist unbestreitbar, dass die Polizei mehr Schutz braucht. Aber sind Taser das richtige Instrument dafür?

Die Polizisten selbst fordern die Einführung der Elektro-Distanzwaffe mit Nachdruck. Sie lähmt ihre Opfer aus sicherer Entfernung und kann schon gezückt werden, wo der Einsatz von Schusswaffen noch verboten ist. Mit Tasern können Polizisten sich wirksam und rechtssicher schützen.

Unbestreitbar ist aber auch, dass Taser-Einsätze oft anders als geplant verlaufen. Die drei Taser-Toten, die Deutschland bislang zu beklagen hat, mögen an Vorerkrankungen gestorben sein und nicht allein am Taser. Aber dass alle drei auch ohne Taser-Einsatz gestorben wären, will bislang auch kein Staatsanwalt behaupten. Eine Waffe, die Arm- und Beinmuskeln lähmt, ist auch für den Herzmuskel gefährlich. Man muss kein Arzt sein, um das zu ahnen. Zumal Studien in den USA Fälle zu Hauf dokumentiert haben, in denen Taser eindeutig und ursächlich getötet haben.

Nachvollziehbar, dass NRW mit der Einführung zögert. Dass NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sein Zaudern mit leeren Kassen begründet, leuchtet indes  nicht ein. Diese Landesregierung brüstet sich bei jeder Gelegenheit damit, jährlich Hunderte neuer Polizeistellen zu schaffen. Dann sollte sie auch die Mittel haben, die für den Schutz der Beamten notwendig sind. Und wenn sie berechtigte Zweifel an der Legitimität von Tasern haben sollte, muss sie eben alternative Vorschläge vorlegen. Am Geld  darf der Schutz der Polizisten in NRW jedenfalls nicht scheitern.

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