Kommentar Der offene Ganztag wird Stückwerk bleiben

Bund und Länder haben sich in letzter Minute geeinigt: Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschüler kommt. Doch der Kompromiss ist nicht zu Ende gedacht.

 Grundschüler auf dem Weg zur Schule. Foto: dpa

Grundschüler auf dem Weg zur Schule. Foto: dpa

Foto: dpa/Patrick Seeger

Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Die meisten berufstätigen Eltern kennen das Zittern darum, ob sie einen Platz für ihr Grundschulkind bekommen haben. Wenn nicht, heißt dies für viele Familien auch im Jahr 2021 noch, dass ein Elternteil zu Hause bleibt oder Teilzeit arbeitet. Deutschland ist nicht umsonst eines der europäischen Länder mit der höchsten Quote teilzeitarbeitender Mütter.

Welch eine Verschwendung! Millionen Frauen durchlaufen Ausbildungen, die Milliarden Euro verschlingen. Nach wenigen Berufsjahren bleibt ihnen dann nichts anderes übrig, als unter ihrer Qualifikation zu arbeiten – was Teilzeitjobs nur allzu häufig mit sich bringen – oder gleich ganz zu Hause zu bleiben. Weil sie keine Betreuung für ihre Schulkinder haben. Die Folgen sind hinlänglich bekannt - sie reichen von Unzufriedenheit und finanziellen Problemen im Privaten bis hin zu fehlenden Steuereinnahmen und höheren Ausgaben, etwa wegen Altersarmut, für den Staat.

Nun ist es bis zur Umsetzung des Rechtsanspruchs ohnehin noch ein weiter Weg. Und das Ergebnis wird nicht zufriedenstellend sein: Weil die Qualität der Betreuung zu wünschen übrig lassen wird, mangels Personal und verbindlicher Standards. Besser wäre daher gleich ein konsequenter Umbau des Schulwesens hin zur verpflichtenden Ganztagsschule. So wie es in fast allen westlichen Ländern die Normalität ist.

(kib)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort