Kolumne „Hier in NRW“ Aus NRW keine Unterstützung

Düsseldorf · Corona verdrängt Frauen aus den Chefetagen – es ist höchste Zeit für eine Quote auch in den Vorständen großer Unternehmen. Das Zögern ist unverständlich - wie die guten Erfahrungen in den Aufsichtsräten zeigen.

Foto: Zeichnung: Phil Ninh

Bei uns zählt nur die Qualifikation“. Oder: „Das löst sich mit der Zeit von selbst.“ Oder: „Es gib ja nicht genug qualifizierte Frauen.“ Was diese drei Aussagen gemeinsam haben? Alle drei dienen als Vorwand, um die bestehenden Verhältnisse in den Chefetagen deutscher Firmen zu zementieren.

Leicht sind sie zu entkräften: Wenn nur die Qualifikation zählte, müssten Frauen in Spitzenpositionen längst stärker vertreten sein als Männer. Denn seit Jahren hat der weibliche Teil der Bevölkerung häufiger einen höheren Schul- und akademischen Abschluss vorzuweisen als der männliche. Oft aber, auch das ist wissenschaftlich belegt, hemmen in späteren Jahren interne Seilschaften und ungerechte Leistungsbeurteilungen den weiteren Aufstieg.

Von selbst löst sich dieses Problem leider nicht, zumindest nicht in Deutschland. Eine neue Studie der Allbright-Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass Deutschland zu den ganz wenigen Ländern zählt, in denen der Anteil von Frauen in den Vorständen der Dax-Unternehmen zuletzt gesunken ist - auf den Stand von 2017. Aktuell sind es nur noch 12,8 Prozent. Mehr als jeder dritte Dax-Konzern in Deutschland meint, ohne jegliche weibliche Expertise im Führungsgremium auszukommen. Die Corona-Krise wirkt sich also auch hier zum Nachteil der Frauen aus.

Die beiden SPD-Ministerinnen Franziska Giffey (Familie) und Christine Lambrecht (Justiz) haben zwar bereits einen Gesetzentwurf zur Frauenquote in Vorständen vorgelegt. Der liegt aber zurzeit auf Eis und droht in Berlin am Widerstand der CDU zu scheitern.

Aus NRW ist keine Unterstützung zu erwarten: Zwar startete Gleichstellungsministerin Ina Scharrenbach (CDU), selbst eine  Befürworterin von Frauenquoten, jüngst eine Vielzahl von Bundesratsinitiativen zur Gleichstellung. Eine zur Quote, wie sie im übrigen auch der Politik guttäte, war nicht darunter.

(kib)
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