Kolumne: Hier in NRW Lockerungen auf wackeliger Basis

Düsseldorf · NRW treibt den Exit voran – dabei hat sich die Lage nicht nachhaltig verbessert.

 Möbelhäuser haben jetzt wieder geöffnet.

Möbelhäuser haben jetzt wieder geöffnet.

Foto: dpa/Henning Kaiser

So langsam läppern sich die Lockerungen. Nordrhein-Westfalen macht viel mehr möglich, als nach der Bund-Länder-Konferenz zunächst zu vermuten war: Möbelhäuser und Babyfachmärkte dürfen öffnen, auch wenn sie mehr als 800 Quadratmeter Grundfläche haben.  Schulen holen Abschlussprüflinge verpflichtend in die Klassen, mehrere Hunderttausend an der Zahl. Und selbst Geisterspiele in der Fußball-Bundesliga scheinen ab dem  
9. Mai wieder möglich. Kein Wunder, dass die Kanzlerin von „Öffnungsdiskussionsorgien“ spricht.

Aber was genau ist eigentlich der Anlass für die vielen Erleichterungen? Was hat sich in medizinischer Hinsicht geändert im Vergleich zu der Situation vor fast vier Wochen, als das Kontaktverbot erstmals verhängt wurde? Damals wie heute haben wir kein wirksames Medikament gegen das Virus und keinen Impfstoff. Wir haben keine Tracking-App, wie sie etwa Südkorea wertvolle Dienste bei der Bekämpfung des Coronavirus leistet. Und wir sind auch weit davon entfernt, die Infektionsketten zurückverfolgen zu können. Wir haben nicht einmal ausreichend Schutzmasken, um das Ansteckungsrisiko zu verringern.

Sicher, dank der strikten Kontaktsperre ist es binnen kurzer Zeit gelungen, die zuvor exponentielle Verbreitung einzudämmen: Ein Corona-Infizierter steckt laut Roland-Koch-Institut im Durchschnitt statistisch betrachtet aktuell weniger als einen anderen Menschen an. Auch ist die Zahl der Beatmungsplätze auf den Intensivstationen der Krankenhäuser etwas erhöht worden.

Dieser Erfolg jedoch kann genauso schnell wieder verloren gehen, wie er errungen wurde. Es sei denn, die Menschen verhalten sich vernünftiger, als es ihnen viele Politiker neuerdings wieder erlauben.

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Autorin: kolumne@rheinische-post.de

(kib)
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