Zähes Ringen um Geld und Arbeitsbedingungen Kita-Streik in NRW – Tausende Beschäftigte legen Arbeit nieder

Düsseldorf · Die Gewerkschaft Verdi geht nach „vorsichtiger Schätzung“ davon aus, dass mindestens einige Hundert Kitas in NRW am Dienstag beim Kita-Streik mitmachen. Und sie glaubt nicht an eine schnelle Tarif-Einigung.

Köln: Tausende Teilnehmer bei Demo zu Kita-Warnstreiks
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Tausende Teilnehmer bei Demo zu Kita-Warnstreiks

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Der bundesweite Warnstreik in Kitas und anderen Einrichtungen, zu dem die Gewerkschaft Verdi für Dienstag aufgerufen hat, dürfte der Anfang eines langwierigen Arbeitskampfes sein. Bei den Tarifverhandlungen in den Sozial- und Erziehungsberufen liegen Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite weit auseinander.

So teilte Karin Welge, Oberbürgermeisterin von Gelsenkirchen und Präsidentin beim Spitzenverband der kommunalen Arbeitgeber (VKA), am Montag mit: „Den kommunalen Arbeitgebern liegen die Belange ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Herzen. Das spiegelt sich auch in der Bezahlung und den guten Arbeitsbedingungen wider.“  Was Marlene Seckler, Gewerkschaftssekretärin bei Verdi in Nordrhein-Westfalen, kaum unterschreiben würde. „Ich könnte mir vorstellen, dass die Tarifverhandlungen noch bunt werden“, sagte sie unserer Redaktion.

Seit dem 25. Februar laufen die Tarifverhandlungen für zum Beispiel Kräfte in der Ganztagsbetreuung an Grundschulen oder in der Behindertenhilfe und vor allem für das Kita-Personal. Bei Verdi in Nordrhein-Westfalen sind 30.000 pädagogische Kita-Fachkräfte gewerkschaftlich organisiert.

Eine ihrer Kernforderungen sind bessere Arbeitsbedingungen. Sie wollen mehr Zeit für Vor- und Nachbereitung der pädagogischen Arbeit, für Dokumentation und Elterngespräche. Laut Verdi werden derzeit nur jeder zweiten Fachkraft im Dienstplan überhaupt Stunden dafür eingeräumt, also werde die Arbeit irgendwie extra und nebenbei erledigt. „In keinem Beruf würde man das irgendjemandem zumuten“, sagt Marlene Seckler.

Eines der größten Probleme ist für die Gewerkschaft der Fachkräftemangel. Es seien in Nordrhein-Westfalen binnen kurzer Zeit sehr viele neue Kita-Plätze geschaffen worden, um den Rechtsanspruch der Familien auf einen Kita-Platz zu erfüllen. Das sei auch gut so. „Wir haben aber im Personalaufwuchs lange nicht das, was wir benötigen würden“, so  Seckler. „Wir bräuchten 65.000 Personen mehr im pädagogischen Bereich.“ Arbeitsüberlastung und Personalengpässe seien deshalb schon lange dramatisch. Dann seien noch Verschärfungen durch die Corona-Pandemie dazugekommen. Inzwischen mache sich bei den Arbeitnehmern Wut breit, „und gleichzeitig sind die Leute unheimlich müde“.

Nicht zuletzt fordert die Gewerkschaft mehr Geld für zahlreiche Beschäftigte. Sie schlägt vor, dass unter anderem Kinderpfleger und Erzieher in der Gehaltstabelle höher eingruppiert werden.

Die Arbeitgeberseite hält dagegen: Die Gehälter im Sozial- und Erziehungsdienst seien bereits überproportional. „Dass die Gewerkschaften eine weitere monetäre Besserstellung der Beschäftigten als Verhandlungsziel in der Öffentlichkeit fordern, erzeugt ein falsches Bild der tatsächlichen Gehälter“, kritisiert die Verhandlungsführerin Karin Welge vom VKA. Erzieher verdienten derzeit im Schnitt 3800 Euro und seien damit „bereits heute die Spitzenverdiener im Vergleich zu anderen Berufsgruppen mit vergleichbarer Ausbildung im öffentlichen Dienst“.

Die nächste Verhandlungsrunde ist für 21. und 22. März angesetzt, die dritte für 16. und 17. Mai. Auf der Arbeitnehmerseite verhandelt neben Verdi auch der Gewerkschaftsverband „DBB Beamtenbund und Tarifunion“.

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