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Landes-Gesundheitsminister Laumann „Wir haben in NRW keine konsequente Krankenhausplanung“

Düsseldorf · Der Landes-Gesundheitsminister spricht im Interview über die Zahl und Spezialisierung der Kliniken in Nordrhein-Westfalen und den mutmaßlichen Essener Transplantationsskandal.

 NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (Archivbild).

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (Archivbild).

Foto: Anne Orthen (ort)

Herr Laumann, gibt es in NRW zu viele Krankenhäuser?

Laumann Grundsätzlich ja. Es gibt aber regionale Unterschiede.

Welche sind überflüssig?

Laumann Das kann man jetzt noch nicht sagen. Wir haben gerade ein Gutachten in Auftrag gegeben, um zu ermitteln, wie die Krankenhauslandschaft in NRW effizienter gestaltet werden kann, ohne an Qualität einzubüßen.

Was ist denn Ihre Zielvorstellung?

Laumann Jedes Krankenhaus wird ein Brot- und Buttergeschäft haben. Dazu werden wohl immer die Chirurgie und die Innere Medizin gehören, mit Blick auf den demographischen Wandel in Zukunft vielleicht auch die Geriatrie. Aber wenn es um seltenere Krankheitsbilder geht, wie beispielsweise Eierstockkrebs, möchte ich, dass die Betroffenen in Häusern behandelt werden, die viel Erfahrung damit haben. Hier brauchen wir mehr Konzentration, um eine höhere Spezialisierung zu ermöglichen. Idealerweise entwickeln die Krankenhäuser selbst Vorschläge, wie sie künftig besser kooperieren wollen. Einige haben sich damit in NRW bereits auf den Weg gemacht. Ansonsten muss die Politik das vorgeben.

Wenn die Politik Kliniken vorschreibt, Stationen zu schließen, werden die Betreiber klagen.

Laumann Ich rechne durchaus mit Widerstand, in welcher Form auch immer. Der Krankenhausplan muss natürlich rechtssicher sein, vor allem wenn er dann nicht jedem gefällt. Aber wer, wenn nicht der Gesundheitsminister, soll das durchsetzen? Wir haben in NRW schon seit Langem keine konsequente Krankenhausplanung. Da gibt es großen Handlungsbedarf. Im Gesundheitswesen sind die Einzelinteressen stark ausgeprägt, da muss man sich als Minister durchsetzen.

Als das Uniklinikum Düsseldorf bestreikt wurde, mussten Tausende Operationen verschoben werden. Warum konnten Sie das nicht verhindern?

Laumann Gewerkschaften haben ein Recht auf Streik. Tarifauseinandersetzungen müssen zwischen den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern geführt werden.

Aber das Land hat als Eigentümer zwei Sitze im Aufsichtsrat der Klinik.

Laumann Ich habe den Weg in die Schlichtung ja mit geebnet. Wenn wir keine Streiks an Krankenhäusern wollen, müssen wir alle Ärzte und Pfleger zu Beamten machen. Das will aber auch niemand.

Warum war der Streik so erbittert?

Laumann Das Bemerkenswerte an diesem Streik war, dass es den Pflegekräften nicht um mehr Geld, sondern um mehr Personal ging. Das ist ungewöhnlich und muss uns zu denken geben.

Inwiefern?

Laumann Weil der Stellenplan eigentlich eine Angelegenheit der Krankenhäuser ist. Offenbar haben die Pflegekräfte das Vertrauen in ihren Arbeitgeber und in die Politik verloren. Die Unzufriedenheit der Pflegekräfte – nicht nur an der Uniklinik Düsseldorf – wirft ein schlechtes Licht auf die Selbstverwaltung im Gesundheitssystem, aber auch auf die Politik.

Gegen den Leiter des Essener Transplantationszentrums ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Vorwurfs, unnötige Lebertransplantationen gemacht und so möglicherweise auch den Tod eines Menschen verursacht zu haben. Und nun?

Laumann Mein Ministerium hat das Zentrum nach der Berichterstattung natürlich geprüft. Das Transplantationszentrum hat nach wie vor einen wichtigen Versorgungsauftrag. Die Vorwürfe betreffen den Leiter, der ja von der Arbeit freigestellt wurde. Dort arbeiten aber natürlich noch andere Ärzte. Und das Zentrum wickelte beispielsweise in den letzten zwei Jahren rund 100  Lebertransplantationen ab. Das kann Leben retten. Stand heute brauchen wir das Essener Zentrum.

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