Kapitalschutz heißt nicht Kapitalerhalt

(jma) Liest man die aktuelle Statistik des Deutschen Derivate Verbandes, dann kann man schnell den Eindruck bekommen, als ob es für Anleger nur noch eine Produktkategorie gibt: Anlageprodukte mit vollständigem Kapitalschutz. Über 60 Prozent aller Zertifikate entfallen inzwischen auf diese Kategorie. Frank Haak wundert diese Entwicklung nicht: "Die Griechenland-Krise, der arabische Frühling, die steigenden Staatsschulden – solche Themen hinterlassen bei vielen Anlegern eine gewisse Ratlosigkeit", berichtet der Zertifikate-Experte der WestLB.

Die Folge der Ratlosigkeit lässt sich an der Art der bevorzugten Geldanlagen ablesen. Tages- und Festgelder sind bei den Bundesbürgern derzeit überdurchschnittlich stark gefragt. "Als kurzfristige Geldpark-Möglichkeit sind solche Anlagen zwar durchaus sinnvoll, aber nicht als Geldanlagen, mit denen man auf Dauer sein Geld schützen möchte." Frank Haak rechnet vor, dass selbst bei einer hohen Tagesgeldverzinsung von über zwei Prozent abzüglich von Steuern und Inflation (derzeit rund 2,5 Prozent) der Anleger real Geld verliert.

"Wir versuchen daher unsere Kunden zu sensibilisieren, damit sie nicht alle Eier in einen Korb werfen – und sie daher nicht alles in kurzfristige, niedrigverzinsliche Anlagen stecken sollten", erläutert Haak. Beim Thema kapitalgeschützte Zertifikate kennen sich die Düsseldorfer besonders gut aus, zählen sie doch im deutschen Zertifikatemarkt in diesem Segment zu den führenden Anbietern. Dennoch fällt es auch der WestLB im Moment nicht einfach, die Alternativen zum klassischen Festgeld privaten Anlegern zu verdeutlichen. "Aktuell werden insbesondere zwei Produkte-Kategorien angeboten, die zwei Extreme darstellen: Auf der einen Seite Produkte, die die Spekulation auf eine hohe Inflation fördern, auf der anderen Seite die klassischen Inflationslinker."

Frank Haak weist dabei auch auf ein Dilemma hin. Während die spekulativen Produkte nur für Anleger geeignet sind, die eine hohe Inflation erwarten, erfordern die Inflationslinker deutlich mehr Beratungsaufwand. Um die Funktionsweise der Papiere in allen Details zu vermitteln, muss sich daher auch der Berater in der Bank mehr Zeit nehmen.

Die WestLB setzt daher mit ihren Realzins-Anleihen auf einen Mittelweg: Bei diesen Zertifikaten gibt es einen Basiszins plus Inflationsrate. "Bei einem Realzins-Zertifikat mit beispielsweise 4,5 Prozent bleiben damit nach Abzug von Inflation und Steuern noch 0,9 Prozent reale Verzinsung – deutlich mehr als auf jedem Festgeldkonto", macht Frank Haak deutlich.

Eine weitere Alternative sind Zertifikate auf Aktienbasis. Express- oder Bonus-Zertifikate mit entsprechenden Absicherungsmechanismen hält der WestLB-Experte für eine sinnvolle Ergänzung für Anleger, die auf Sachwerte setzen wollen und dennoch ein Sicherheitsnetz suchen. "Allerdings warnen wir generell davor, Anlagen allein wegen einer erwarteten hohen Inflation zu tätigen: Die Anlage muss sich von sich aus rentieren, der Inflationsschutz ist nur ein Nebeneffekt", ist Frank Haak überzeugt.

(NGZ)
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