So bereitet sich NRW vor  Jobchancen für die Kriegsflüchtlinge in NRW

Düsseldorf · Die Sprachbarriere und die Anerkennung der Abschlüsse dürften Hürden werden. Die Bundesagentur hat eine Hotline geschaltet und baut ihre Integration Points aus. Zusätzlich gibt es Forderungen nach mehr Sicherheit für die Frauen.

Ukraine: Menschen flüchten mit Haustieren wie Hunden und Katzen vor Krieg
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Menschen flüchten mit ihren Haustieren aus der Ukraine

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Foto: AP/Vadim Ghirda

Unternehmer, Gewerkschaften, Arbeitsvermittler und das Land stellen sich auf die Vermittlung von Kriegsflüchtlingen in Jobs ein. Torsten Withake, Chef der NRW-Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, sagte unserer Redaktion: „Unser Ziel ist es, den Menschen ausbildungsadäquate Perspektiven aufzuzeigen. Und deshalb ist es wichtig, sie gut zu beraten und gemeinsam zu überlegen, wie ihre Abschlüsse anerkannt werden können, welche Möglichkeiten zur Erweiterung ihrer Sprachkenntnisse bestehen und auch, wie die Kinderbetreuung sichergestellt wird.“

Die Bundesagentur für Arbeit habe eine ukrainisch- und russischsprachige Service-Hotline eingerichtet, die von sachkundigen Kollegen besetzt sei. Mehr als 20 Kollegen aus NRW seien bei der Hotline tätig. Alle Agenturen verfügten über Übersetzer, die sie telefonisch zu den Beratungsgesprächen dazuschalten könnten. „Nur so kann es uns gelingen, den Menschen die Möglichkeit zu geben, ausbildungsadäquat in Deutschland zu arbeiten.“ Auch die sogenannten Integration Points spielen wieder eine Rolle. Sie waren in allen Agenturen für Arbeit in NRW während der Flüchtlingskrise 2015 eingerichtet worden. Diese sollten nun mit den Projektpartnern weiterentwickelt werden, so der Regionaldirektionschef. Ihm zufolge gibt es nach Arbeitskräften aus der Ukraine bereits Anfragen von Firmen. Das bestätigte auch Tanja Nackmayr, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin von Unternehmer NRW: „Bei unseren Betrieben ist die Bereitschaft und Offenheit groß, den Geflüchteten bei der Integration in Beschäftigung zu helfen. Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt gibt es sicherlich.“ Die Integration sei aber kein Selbstläufer: „Damit sie möglichst schnell gelingen kann, müssen überall im Land auch Unterstützungsangebote wie etwa Sprachkurse organisiert werden“, forderte sie.

Düsseldor: Appartements für Flüchtlinge aus der Ukraine in Bilk
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Appartements für Flüchtlinge aus der Ukraine in Düsseldorf

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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Gewerkschaften sind derweilen in Sorge, um welche Berufe es gehen wird. „Es gilt, die geflüchteten ukrainischen Frauen vor prekären Arbeitsverhältnissen zu schützen“, sagte Anja Weber, Chefin des DGB NRW. Ein Großteil der Frauen habe eine Berufsausbildung, viele verfügten über einen Hochschulabschluss: „Es kommen Erzieherinnen, Lehrerinnen und Krankenpflegerinnen, die gut auf unserem Arbeitsmarkt Fuß fassen könnten.“ Das gelinge aber nur, wenn die Frauen die Möglichkeit bekämen, zügig die deutsche Sprache zu lernen. Nach Angaben eines Sprechers des NRW-Integrationsministeriums könnten die Vertriebenen an kostenfreien Angeboten der Sprachförderung und Beratung teilnehmen. Beantragt werden müssten diese über die Regionalstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge.

DGB-Chefin Weber forderte die unkomplizierte Anerkennung von Abschlüssen. „Andernfalls besteht die Gefahr, dass sie trotz guter Qualifikationen in den Niedriglohnbereich gedrängt werden und zum Beispiel als Erntehelferinnen in prekären Verhältnissen jobben“, sagte sie.

Derweilen lenken die Grünen im Landtag den Blick auf die Sicherheit. Die Fraktionschefinnen Josefine Paul und Verena Schäffer sowie die Integrationssprecherin Berivan Aymaz legten einen Sieben-Punkte-Plan vor, in dem sie unter anderem für die Bahnhöfe die Einrichtung von Schutzzonen durch die Bundespolizei fordern. Das Land müsse dabei helfen, dass die Ankunft der ankommenden Menschen sicher sei. Polizei, Freiwilligen, Hilfsorganisationen und Verwaltung vor Ort müssten dafür geschult werden, Menschenhändler zu erkennen. Zudem solle beim Landeskriminalamt ein Hinweistelefon eingerichtet werden.

 Vor allem Frauen und Kinder flüchten aus der Ukraine.

Vor allem Frauen und Kinder flüchten aus der Ukraine.

Foto: dpa/Sergei Grits

Auch müsse das Land den Kommunen Gewaltschutzstandards für deren Flüchtlingsunterbringungen zur Verfügung stellen. Leitungs-, Sicherheits- und Betreuungspersonal solle geschult und sensibilisiert werden, ein polizeiliches Führungszeugnis verpflichtend sein. Das Konzept solle auch bauliche Standards vorgeben – etwa die räumliche Trennung von allein reisenden Frauen und Männern. In den Landeseinrichtungen müssten zudem fehlende Türschlösser montiert werden.

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