Hannelore Kraft spricht über Krankheit "Ja, ich hätte sterben können"
Düsseldorf · Hannelore Kraft leidet an einer Gluten-Unverträglichkeit. Wie sehr diese Krankheit das Leben der mächtigsten Frau in NRW seit Jahren bestimmt, erzählte sie nun in einem Interview. Sie wurde immer dünner. Irgendwann ging es sogar um ihr Leben.
Kein Arzt, kein Experte konnte ihr damals helfen. Jahrzehnte aß Hannelore Kraft, Ministerpräsidenten im Düsseldorfer Landtag, was auf den Tisch kam. Aber sobald gewisse Sachen dabei waren, fühlte sie sich unwohl, bekam Schmerzen, eine Entzündung der Speiseröhre, ein Magengeschwür, Verdauungsprobleme.
Früh diagnostizierten die Ärzte einen Eisenmangel und gaben ihr Tabletten. Sie schluckte die Pillen zehn Jahre lang, aber besser wurde es nicht. Hatte es mit dem Politiker-Stress zu tun? Einmal brach sie nach einem Essen fast zusammen. Die Ärzte waren ratlos. Kraft war ratlos.
Vor fünf Jahren fand sie selbst bei einer Recherche im Internet die Krankheit, die kein einziger Arzt bei ihr vermutet hatte: Zöliakie, auch Sprue genannt. "Als ich die Infos auf der Seite der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft las, da wusste ich: 'Bingo, das habe ich'", sagte sie 2008.
Kraft: "Wurde immer dünner"
Dem Magazin "stern" berichtete sie nun, wie ernst die Lage damals war. "Immer dünner" sei sie geworden, "immer weniger". Auf die Frage, ob sie hätte sterben können, sagte Kraft dem "stern": "Ja. Wenn ich glutenhaltiges Getreide esse, zerstört das die Zellen in meinem Dünndarm. Mein Körper nimmt dann wichtige Stoffe nicht mehr auf."
Die Bluttests 2008 waren eindeutig: Sie hatte die höchste Krankheitsstufe. Bei Zöliakie besteht eine schwere Unverträglichkeit von Klebereiweiß, das auch "Gluten” genannt wird.
Dieses Gluten kommt in Getreide- und Gräsersorten vor, etwa Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel oder aber Wildreis. Da die Lebensmittelindustrie Roggen-Weizen-Extrakte als Geschmacksverstärker nutzt, sind nahezu 95 Prozent unserer Lebensmittel glutenhaltig.