Umleitungen überlastet nach Sperrung der A 45 Immer mehr Chaos mit maroden Strecken – Ruf nach „Masterplan“ für Brücken in NRW
Düsseldorf · Die Brücken bröseln: Von den erschreckenden Zahlen über sanierungsbedürftige Bauwerke in NRW ist die Opposition alarmiert. Zudem spitzt sich die Lage um die Sperrung der Autobahn 45 zu: wegen Überlastung wird als nächstes die Brücke einer Umleitungsstrecke für Lkw dichtgemacht. SPD und FDP greifen den Verkehrsminister an.

Ein Jahr Sperrung der A45-Talbrücke Rahmede
Angesichts Hunderter abrissreifer oder sanierungsbedürftiger Brücken in NRW erhöht die Opposition im Düsseldorfer Landtag den Druck auf Landesverkehrsminister Oliver Krischer (Grüne). „Die Brücken in NRW bröckeln weg. Das erkennt das Verkehrsministerium sogar selbst. Doch Minister Krischer steckt in einer Umsetzungskrise. Offenbar hat er keinerlei Vorstellung, wie er die Brösel-Brücken praktisch in den Griff bekommen möchte“, befand der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Gordan Dudas.
Kostenpflichtiger Inhalt Anlass sind Zahlen und Problembeschreibungen, die unsere Redaktion recherchiert hat.
Außerdem ist derzeit zu beobachten, wie die Sperrung wichtiger Verkehrsadern zu Ausfällen auch auf den Umgehungsrouten führt. So hat das Landesamt Straßen NRW angekündigt, eine Brücke der Bundesstraße 236 in Altena ab Donnerstag für den Schwerverkehr über 3,5 Tonnen zu sperren Sie gehört zu einer Ausweichstrecke für die gesperrte Autobahn 45 bei Lüdenscheid und ist, wie die Behörde erklärt, überlastet. Bei einer Sonderprüfung seien unter anderem „eine erhebliche Rissbildung im Bereich der Längsträger sowie Schäden an den Brückenlagern festgestellt worden“.
„Wir fordern eine genaue Übersicht zum Zustand der Brücken in Landesverantwortung. Daraus muss Minister Krischer endlich einen Masterplan für funktionsfähige Brücken im Land entwickeln“, forderte nun Gordan Dudas.
Im Entwurf einer Berichtsanfrage, die unserer Redaktion vorliegt, verlangt seine Fraktion unter anderem detaillierte Informationen über die Schäden an allen betroffenen Brückenbauwerken an Bundes- und Landstraßen, über die noch zu erwartende Lebensdauer der Bauten und darüber, wie teuer Instandsetzung oder Ersatzbauten wohl werden.
„Notwendige Maßnahmen müssen natürlich rechtzeitig ergriffen werden, bevor durch Schäden kurzfristige Sperrungen erfolgen müssen und damit weitere Verkehrsprobleme entstehen“, führt die Fraktion dazu aus. Sonst gebe es „teils fatale, andauernde Folgen für Menschen, Wirtschaft, Umwelt und Infrastruktur“. Auch müsse es frühzeitig eine Verkehrsplanung für Bauzeiten geben. Zuvor hatte die FDP-Fraktion bereits Anfragen ähnlicher Stoßrichtung an die schwarz-grüne Landesregierung gestellt.
Konkret zur Sperrung der B236-Brücke für Lastwagen und die wirtschaftlichen Auswirkungen für die Region verlangt die SPD-Fraktion Antworten in der nächsten Sitzung des Wirtschaftsausschusses am Mittwoch, 18. Januar. „Die Verantwortung für dieses Debakel trägt offenkundig Ministerpräsident Hendrik Wüst. Als Verkehrsminister lag die Verschiebung des Neubaus der A45-Talbrücke in seiner Zuständigkeit. Die Folgen tragen nun die Menschen in Südwestfalen“, so Gordan Dudas.
Nach Angaben des Landesverkehrsministeriums galten im Dezember 210 Brücken an Bundes- und Landstraßen als so stark beschädigt, dass sie abgerissen und neu gebaut werden müssen. 22 weitere müssten zunächst verstärkt und vermutlich später ebenfalls neu gebaut werden, bei 69 Brücken waren Instandsetzungsmaßnahmen fällig.