Dramatische Lage in NRW und Rheinland-Pfalz Laschet verspricht schnelle Fluthilfe

Düsseldorf/Duisburg · Der NRW-Ministerpräsident spricht von einer Katastrophe historischen Ausmaßes. Mehr als 100 Menschen sterben bei der Starkregen-Katastrophe, über 1000 werden noch vermisst. Der Bund sagt den Opfern finanzielle Hilfen zu.

 Ministerpräsident Armin Laschet in Stolberg bei Aachen mit Bürgermeister Patrick Haas.

Ministerpräsident Armin Laschet in Stolberg bei Aachen mit Bürgermeister Patrick Haas.

Foto: dpa/Land NRW

Angesichts der verheerenden Hochwasserkatastrophe hat die nordrhein-westfälische Landesregierung allen Betroffenen umfangreiche Hilfen von Bund und Land zugesagt. „Ein Jahrhunderthochwasser hat unser Land getroffen“, sagte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) nach einer Sondersitzung des Landeskabinetts. Es handle sich um eine Flutwasserkatastrophe historischen Ausmaßes.

Wie hoch die finanziellen Hilfen ausfallen, werde in den nächsten Tagen geklärt, wenn die Wassermassen abgeflossen seien und man einen Überblick über die Schäden habe. Die Kommunen bräuchten schnell Hilfe, um die Grundversorgung wiederherzustellen, ebenso wie Privatleute und Unternehmen. Bundeskanzlerin und Bundesfinanzminister hätten bereits Bundeshilfen zugesagt. „Das wird eine große finanzielle Kraftanstrengung“, sagte Laschet. Die Reparatur der Infrastruktur sei vielerorts „eine gigantische Aufgabe, die möglichst schon über das Wochenende geleistet werden muss“. Für Brücken, Straßen und Schienen gelte: „Sicherheit vor Schnelligkeit.“ Jetzt aber müsse es zuerst darum gehen, Menschenleben zu retten.

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Foto: dpa/Roberto Pfeil

Allein in Nordrhein-Westfalen wurden bis Freitagnachmittag 43 Todesopfer gezählt; in Rheinland-Pfalz waren es mindestens 63. Hinzu kam eine große Zahl Vermisster – allein im Kreis Ahrweiler wurde ihre Zahl zwischenzeitlich auf 1300 geschätzt; in der Region Köln wurde noch nach 59 Menschen gesucht. 19.000 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Hilfsorganisationen bewältigten nach Angaben der Landesregierung bereits 30.000 Einsätze, die Polizei weitere 3200.

Nachdem in Erftstadt Häuser und Teile einer historischen Burg unter dem Druck des Hochwassers einstürzten, ist dort mit weiteren Opfern zu rechnen. „Wir gehen von mehreren Toten aus, wissen es aber nicht“, sagte Landesinnenminister Herbert Reul (CDU). Die Lage sei sehr unübersichtlich: „Das Ausmaß der Verwüstung ist noch nicht zu ermessen.“ Im ebenfalls schwer betroffenen Sinzig starben zwölf Personen in einer Behinderten­einrichtung, weil sie von den Fluten überrascht wurden.

Nur leichte Entspannung gab es am Freitag bei den Talsperren, die zunächst den Wassermassen standhielten. Mehrere Ortschaften in der Nähe wurden allerdings evakuiert. Die Situation an der Rurtalsperre in der Eifel entspanne sich leicht, sagte Laschet. In der Nacht zu Freitag war das Rückhaltebecken übergelaufen. Um Trinkwasserprobleme, etwa in Witten und Eschweiler, kümmerten sich die Versorgungsunternehmen.

Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) löste nationalen Katastrophenalarm aus, auch um Entscheidungswege bei der Hilfe zu verkürzen. Rund 900 Soldaten sind bisher im Einsatz. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich erschüttert: „Es ist eine Tragödie, dass so viele Menschen ihr Leben verloren haben“, sagte er bei einer Ansprache im Schloss Bellevue. Er habe mit Landräten und Bürgermeistern telefoniert und werde sich in Kürze vor Ort ein Bild von der Lage machen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel erwägt einen Besuch im Katastrophengebiet.

Als Konsequenz aus der Flutkatastrophe will die nordrhein-westfälische Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) die Schutzmaßnahmen gegen extreme Wetter­ereignisse im Land verstärken. 

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